Frankfurt am Main ist die führende Hochhausstadt in Deutschland und eine der wenigen Hochhausstädte in Europa. Keine andere Stadt in Deutschland kann mit einer solchen Skyline aus Wolkenkratzern aufwarten. In Frankfurt gibt es mehr als 450 Hochhäuser. 19 der 20 höchsten Wolkenkratzer in Deutschland stehen derzeit in Frankfurt. Und aktuell sind in der Mainmetropole mehr als 50 weitere Hochhäuser im Bau und geplant. Doch, warum ist dies so?
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Warum gibt es Hochhäuser in Frankfurt?
Begrenzter Raum
Frankfurt am Main war und ist eine vergleichsweise kompakte Großstadt. Beispielsweise hat Frankfurt heute knapp die Hälfte der Fläche wie Venedig in Italien – aber dreimal so viele Einwohner (nämlich circa 750.000 ohne die Vororte im Frankfurter Umland). In Frankfurt wird daher ganz grundlegend dicht gebaut. Hinzu kommt, dass das Stadtgebiet heute eingekesselt ist: der umfangreiche Grüngürtel um Frankfurt herum erlaubt am Stadtrand nicht den Bau weiterer Gebäude. Und im Bereich der Einflugschneisen des Flughafens dürfen beispielsweise keine Wohnungen entstehen. Es existiert in Frankfurt aufgrund dieser „selbst verschuldeten Insellage“ also ein begrenztes Flächenpotenzial.
Lage und Handel
Frankfurt hatte ursprünglich die Entwicklung der Stadt der günstigen Lage am Main zur verdanken. Schon jeher konnte man dort ohne eine Brücke den Fluß über eine seichte Furt passieren. Seit der Römerzeit wuchs die „Furt am Main“ über Jahrhunderte kontinuierlich. Am internationalen Handelsplatz Frankfurt ließ es sich gut leben und hier wurden Geschäfte gemacht. Daher war Boden dort schon immer teuer und zahlungskräftiges Klientel vorhanden. Man kam gut hin und für manche viel wichtiger: schnell wieder weg.
Nicht typisch deutsch
Typische Frankfurter waren früher, und sind auch heute noch, vor allem Zugezogene. Daher verwundert es wenig, dass heute mehr als 50 Prozent der Frankfurter Bürger keinen deutschen Pass haben bzw. einen Migrationshintergrund aufweisen. Wie formulierte es Peter Feldmann, Oberbürgermeister von Frankfurt, einmal: „Mehr als die Hälfte der Frankfurter hat keine deutschen Wurzeln. Und die andere Hälfte kam irgendwann auch von irgendwo hierher.“ Frankfurt ist damit eine sehr weltoffene und tolerante Stadt. Eben nicht typisch deutsch. Vielleicht gibt es auch deshalb in der Politik eine größere Offenheit zur städtebaulichen Entwicklung als in anderen Städten.
Die ursprüngliche Altstadt mit ihren mittelalterlichen Bauten und verwinkelten Gassen im Jahre 1941.
Der große Stolz
Vor Hundert Jahren und davor war die Frankfurter Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen der große Stolz der Stadt. Die historische Frankfurter Altstadt umfasste 1.250 größtenteils aus dem Mittelalter stammende Fachwerkhäuser und war eine der größten Fachwerkstädte Deutschlands. Daneben verfügte die Stadt über großzügige Messehöfe, deren steinerne Hauptbauten über Messegewölben errichtet waren, sowie über mittelalterliche Stadtburgen des Frankfurter Patriziats.
Für Besucher und Einheimische war das Besuchen der Altstadt mit ihren auskragenden Fachwerkhäusern faszinierend. Die dicht an dicht gebauten Häuser der historischen Altstadt waren einer der bedeutendsten Anziehungspunkte für Deutschland-Touristen.
Die durch den Zweiten Weltkrieg völlig ausradierte Frankfurter Altstadt (das Stadtmodell des zerstörten Frankfurts gibt es im Historischen Museum zu sehen).
Verflogene Selbstliebe
Während des Zweiten Weltkriegs wurde jedoch die gesamte mittelalterliche Bebauung ausradiert. Das Frankfurter Stadtzentrum wurde insbesondere für einen Großangriff am 4. Oktober 1943 ausgewählt, weil in der Altstadt der Holzanteil an der Gesamtbaumasse am höchsten war und eine enge Bebauung existierte. Der Stolz der Frankfurter auf ihre Stadt erlosch ab dieser Zeit fast schlagartig. Doch die Sehnsucht der Menschen nach der Altstadt und ihrem Ruhm blieb erhalten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Straßenzüge der Altstadt sowie der Neustadt mit schnell und einfach errichteten Gebäuden der 1950er und -60er Jahre überbaut. Einige markante Gebäude und Stadtplätze wurden im alten Stil rekonstruiert, vor allem rund um den Hauptplatz der Altstadt, den Römerberg. Noch bis zum Jahre 1961 war der Frankfurter Dom das höchste Gebäude der Stadt.
Frankfurt war in den 1970er Jahren städtebaulich nicht viel anders als Städte wie Hannover oder Essen. Frankfurt war damals kein Ort, wo man unbedingt sein wollte. Doch dann kam eines zum anderen.
Historisches Glück - Teil 1
Deutschland wurde nach dem 2. Weltkrieg geteilt. Berlin konnte aufgrund der Teilung nicht mehr Deutschlands Bankenzentrum sein. Und so siedelten sich viele Banken in Frankfurt an, nicht zuletzt auch die Deutsche Bundesbank. Immer mehr gut verdienende Menschen kamen in die Stadt.
Aus der Not heraus wurden in der Nachkriegszeit schlichte Bauten in der Innenstadt hochgezogen, die einst für ein modernes Frankfurt stehen sollten. Viele davon sprengten jedoch im Übereifer den Rahmen ihrer umgebenden Bebauung. Frankfurt war auf der Suche nach Modernität und sich selbst.
Doch anstatt fortschrittlich galten die Neubauten Jahrzehnte später als unansehnlich, standen am Ende leer und verschandelten die Stadtlandschaft. Frankfurt bekam schleichend eine Identitätskrise. Irgendwann war nichts mehr zu retten. Skrupellose Investoren nahmen sich, was nur geht und zimmerten – angefacht durch den Boom der Nachkriegsjahre – immer höhere Gebäude hoch. Ausgerechnet ein öffentliches Bauwerk, der 1972 fertig gestellte AfE-Turm der Universität, durchbrach schließlich die 100-Meter-Grenze. In den 1970er und 1980er Jahren folgten viele weitere Hochhäuser, die auch in schützenswerten Wohnlagen entstanden und zu einer massiven Gentrifizierung beitrugen. In dieser Zeit bekam die Stadt Schimpfnamen, die aufgrund angepasster Rahmenpläne und Stadtplanung heute nicht mehr gängig sind.
In den 1990er Jahren wurden dann architektonisch anspruchsvollere Türme gebaut, denn an Geld mangelte es nicht. Die immer dichter werdende Frankfurter Skyline entwickelte sich zum neuen Wahrzeichen der Stadt und wurde schließlich das Symbol für Prosperität und Zukunftsorientierung. Frankfurt konnte sich endlich selbst wieder lieben.

Das Bild zeigt die Bockenheimer Landstraße im Jahre 1976 und steht für den Wandel, den das Westend bis heute durchgemacht hat. Alle in diesem Bild sichtbaren Hochhäuser existieren heute in dieser Art nicht mehr: Entweder wurden die Immobilien abgerissen oder umgebaut.
Steuerung der Außenwirkung
Seit 1998 regelt schließlich der Hochhausrahmenplan, wo und wie Hochhäuser gebaut werden sollen. Die meisten Hochhäuser in Frankfurt stehen dicht an dicht im Bankenviertel und im Europaviertel. Heute wird versucht, Hochhäuser vor allem gebündelt in bestimmten Entwicklungsgebieten zu konzentrieren. Dadurch soll eine Pulkwirkung entstehen. Aus diesem Grund wirkt die Skyline von Frankfurt heute so kompakt: neue Hochhausstandorte werden vor allem dort ausgewiesen, wo aus der Ferne gesehen Lücken im Stadtpanorama vorhanden sind.
Historisches Glück - Teil 2
Frankfurt lag schon immer zentral in Deutschland, bedeutende Verkehrswege kreuzen hier. Die gute Erreichbarkeit von Frankfurt begründete schon früh die Tradition als internationale Messestadt.
In Frankfurt treffen auch heute die großen deutschen Verkehrsträger aufeinander und schaffen Superlativen: Deutschlands größter Flughafen, Deutschlands verkehrsreichster Bahnhof und Deutschlands meist befahrenes Autobahnkreuz. Und neuerdings ist Frankfurt auch ein weltweit bedeutender Internetknotenpunkt. Überall schießen die großen Rechenzentren der Cloudanbieter hoch und demonstrieren damit, dass die Lage ein zentrales Alleinstellungsmerkmal von Frankfurt ist.
Im Umkreis von 200 Kilometern um Frankfurt herum wohnt circa die Hälfte der deutschen Bevölkerung. Und die Osterweiterung der Europäischen Union sorgte dafür, dass Frankfurt per Zufall ziemlich genau in der geographischen Mitte der EU lag.
Weitere politische Ereignisse förderten den Aufstieg der Hochhausstadt. Durch die europäische Einigung, die Einführung des Euro und des Verhandlungsgeschicks von Helmut Kohl konnte die Europäische Zentralbank in Frankfurt angesiedelt werden. Es entstand ein weiterer Sog Tausender gut bezahlter Fachkräfte, die sich gehobene Wohnlagen leisten konnten und auch so genügend Geld zum Ausgeben hatten.
Vom Makel zur Marke
Die Bevölkerung identifizierte sich zunehmend mit ihren schicken Hochhäusern, nicht zuletzt weil immer mehr Türme öffentlich zugänglich wurden. Seit 1996 feierten die Menschen in Frankfurt in unregelmäßigen Abständen sogar ihre Skyline mit dem Wolkenkratzer-Festival. Unansehnliche Türme wurden in der Innenstadt fast alle abgerissen oder renoviert und durch moderne Hochhäuser ersetzt.
Viele Frankfurter empfanden dennoch nach Jahrzehnten eine tiefe Sehnsucht nach den Erzählungen und Bildern der im Krieg verlorenen Altstadt. Und so kam es, wie es kommen musste: In Gedenken an die historischen Bauten wurden bis zum Jahr 2018 insgesamt 35 Gebäude in der Neuen Altstadt errichtet und ziehen seither Einheimische und Besucher gleichermaßen an.
Es entstanden über die Jahre hinweg immere kühnere Bauten und einst langweile Stadtbezirke wurden zum Wohnen oder Arbeiten entdeckt. Auch deshalb zieht die Stadt immer mehr Menschen und Unternehmen an. Internationale Investitionen für Immobilienprojekte reißen ebenfalls nicht ab. Und das nicht ohne Grund, denn die Mainmetropole
- hat mehr als 100.000 neue Einwohner in den letzten 10 Jahren hinzu bekommen;
- kann auf eine Verdopplung der Übernachtungszahlen in diesem Zeitraum blicken;
- verfügt über mehr Erwerbstätige als jemals zuvor.
Es bleibt also kein Zweifel: Frankfurt boomt. Und bei den Immobilienpreisen sieht Frankfurt aus Investorensicht im Vergleich zu Großstädten wie London oder Paris immer noch günstig aus. Ein Ende des Hochhausbooms ist damit vorerst nicht in Sicht.
Historisches Glück - Teil 3?
Mit dem Austritt der Briten aus der Europäischen Union hat sich unerwartet ein weiterer Baustein für Wachstum in Frankfurt aufgetan. In den kommenden Jahren werden zahlreiche Banken und Dienstleister weitere gutbezahlte Jobs im Dienstleistungssektor schaffen. Welche Dimension dies für die weitere Stadtentwicklung haben wird, weiß keiner ganz genau. Doch ganz klar ist:
Die immer dichter werdende Skyline ist zum Markenzeichen von Mainhattan geworden. Frankfurt ist Europas boomende Weltstadt, der neue „Place to be“.
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Immobilien-Interview mit Dean Vukovic
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