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EXPO REAL 2022 – Krise ist nicht gleich Krise

Nachdem die EXPO REAL 2020 komplett ausgefallen war und 2021 nur eine deutlich reduzierte Version der Münchner Leitmesse stattfinden konnte, war der Andrang 2022 entsprechend groß. Verteilt auf sieben Hallen gab es 1.887 Aussteller und knapp 40.000 Teilnehmer. Entsprechend groß war auch der Gesprächsbedarf angesichts steigender Unsicherheiten infolge von Zinserhöhungen, steigenden Materialkosten, Fachkräfte- und Rohstoffmangel. Vor allem im Bereich Wohnungsbau war die Stimmung deutlich gedämpft, zuweilen sogar sehr ernst. Aus diesem Grund besuchte auch Bundesbauministerin Klara Geywitz die Messe. Die Ministerin hält trotz der Krise an dem Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr fest und sagt: „Das ist kein Hexenwerk, das haben Generationen vor uns auch schon mal geschafft mit 700.000 Wohnungen.“ Düsterer sind dagegen die Prognosen von Experten: viele halten eher 200.000 neue Wohnungen für realistisch, einige sprechen sogar davon, dass in ein paar Jahren kaum noch neue Wohnungen entstehen werden.

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Deutlich besser sieht es dagegen in der Logistikbranche aus. Hier geht das Wachstum nach einem sehr starken ersten Halbjahr auch im dritten Quartal weiter. Investoren glauben trotz der geopolitischen und finanzmarktgetriebenen Unsicherheiten weiter an den deutschen Logistik-Immobilienmarkt, so die einheitliche Stimmung. Deutliches Zugpferd des Wachstums ist die deutsche Hauptstadt Berlin, aber auch in München, Hamburg und Frankfurt wurden deutliche Umsatzsteigerungen erzielt.

Der Büroimmobilienmarkt stemmt sich aktuell noch gegen die Krise. Der Büroflächenumsatz der ersten neun Monate 2022 in den sieben Immobilienhochburgen liegt bei knapp 2,8 Millionen Quadratmeter und damit 29 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Grund dafür ist auch, dass der Arbeitsmarkt sich trotz anbahnender Rezession verhältnismäßig robust zeigt und die Unternehmensbilanzen überwiegend positiv ausfallen. „Wir sehen, dass die Nachfrage an Premiumflächen nach wie vor stark ist“, so Stephan Leimbach, Head of Office Leasing JLL Germany. Der Veränderungsdruck sei groß und komme von verschiedenen Seiten. „So werden Anmietentscheidungen nachgeholt, die in den Corona-Jahren aufgeschoben worden waren. Die verstärkte Nutzung des Homeoffice zieht eine veränderte Nutzung der Büroflächen nach sich, was im traditionellen Büro oft schwer umzusetzen ist. Und der Wettbewerb um Talente macht die Sache auch nicht einfacher“, bilanziert Leimbach.

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Die Mehrheit der Unternehmen sucht hochwertige Büroflächen, um Mitarbeiter anzuziehen und zu halten. Eine attraktive räumliche Umgebung wird immer mehr zu einem Produktionsfaktor für die eigene geschäftliche Performance. Nach einer aktuellen JLL-Umfrage planen 43 Prozent der Unternehmen, die Investitionen in einen nachhaltigen und flexiblen Arbeitsbereich zwischen jetzt und 2025 zu beschleunigen.

Im Schnitt liegt die Leerstandsquote in den sieben wichtigsten Immobilienstardorten bei 4,8 Prozent. Vor allem für Büroflächen mit schlechterer Qualität werden die Leerstände allerdings sukzessive weiter steigen. Fast 70 Prozent des Büroflächenumsatzes werden in Top-Flächen realisiert. „Damit wird klar, dass durch Umzug freiwerdende Flächen, die den Anforderungen neuer Mieter nicht genügen, in den Leerstand rutschen. Diese lassen sich dann nur mit entsprechenden Mietpreisabschlägen oder nach einer umfassenden Sanierung am Markt platzieren“, prophezeit Leimbach.

Nach drei Tagen Messe verfestigt sich das Bild, dass Krise nicht gleich Krise ist. Zwischen Wohn- Logistik- und Büroimmobilien gibt es aktuell deutliche Unterschiede hinsichtlich zukünftiger Wachstumsprognosen. Einheitlichkeit besteht dagegen über die Notwendigkeit eines direkten Austauschs vor Ort. Gerade in unsicheren Zeiten sei die EXPO REAL eine wichtige Plattform für alle Beteiligten der Immobilienbranche.

Autor: Dean Vukovic

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