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Einer Skyline Identität verleihen
Architekt Jürgen Engel im Gespräch über den Central Business Tower und weitere Hochhäuser in Frankfurt
Wie kaum ein anderer Architekt hat Jürgen Engel mit seinem Architekturbüro KSP Engel die Skyline von Frankfurt am Main geprägt. Zu den allein in Frankfurt realisierten 18 Hochhausprojekten zählen das WestendDuo, das WinX, das Jumeirah Hotel, das 160 Park View, das Maintor Porta und Primus, der Nextower und die Sanierung des GardenTowers. Derzeit realisiert KSP Engel den Central Business Tower und das Canyon in der Frankfurter Innenstadt. Eines der bedeutendsten internationalen Projekte seines Büros ist die 2020 fertiggestellte Große Moschee Algier, die nicht nur die drittgrößte Moschee der Welt ist, sondern auch mit ihrem 265 Meter hohen Minarett als bislang größtes Hochhaus Afrikas gilt. Zudem hat er verschiedenste Auszeichnungen für Kulturbauten erhalten, wie beispielsweise für das Dokumentationszentrum der Gedenkstätte Bergen-Belsen und die Chinesische Nationalbibliothek in Peking. Aber auch die Architektur des Alltags ist eines der Themen, für die sich der unprätentiöse Architekt und Städteplaner einsetzt und architektonisch überzeugende Lösungen findet.
Der SKYLINE ATLAS traf den international vielfach ausgezeichneten Architekten und sprach mit ihm über sein aktuelles Hochhausprojekt, den Central Business Tower, den Hochhausentwicklungsplan Frankfurts, weitere Hochhausstandorte im Osten Frankfurts, die ideale Stadt der Zukunft und seine internationalen Megaprojekte.
SKYLINE ATLAS: Lieber Herr Engel, vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit für ein Gespräch mit dem SKYLINE ATLAS nehmen. Nachdem Ihr Büro den Architekturwettbewerb des Central Business Towers (CBT) 2001 gewonnen hatte, stand die Planung aufgrund der Eigentumsverhältnisse und des 11. September 2001 zwanzig Jahre still. Muss man als Architekt einen besonders langen Atem haben und stets Optimist sein, oder haben auch Sie zwischenzeitlich an der tatsächlichen Realisierung gezweifelt?
Jürgen Engel: Wir haben nicht daran gezweifelt. Nie. Wir waren uns sicher, dass wir den CBT irgendwann bauen werden. Wir haben während der vielen Jahre immer wieder dran gearbeitet. Aber es gehört natürlich auch ein bisschen Glück dazu. Unser Auftraggeber, die Helaba, ist sehr gut aufgestellt und hat einen langen Atem. Am Ende wurde der gordische Knoten zerschlagen und dann ging der Bau auch sofort los.
Den Wettbewerb im Jahr 2001 hatten wir damals gewonnen, weil wir eine sehr interessante Grundrisslösung entwickelt hatten, die das Haus zu einem hoch wirtschaftlichen Gebäude für alle möglichen Büroformen macht. Wir haben den Central Business Tower komplett flexibel konzipiert. Das ist die Grundvoraussetzung für eine langfristige Nutzung. Der Grundriss entstand aus einer plastischen Idee: zwei Turmhälften stehen so gegeneinander, dass sie mit ihrer zur Mitte hin abgestuften Fassade eine Drehung im Haus erzeugen. Diese dynamische Gebäudefigur antwortet auf die Form des Stadtgrundrisses am Umlenkpunkt von der Neuen Mainzer Straße und den Wallanlagen.
SKYLINE ATLAS: Der Central Business Tower (CBT) wird mit einer Photovoltaikanlage mit 3800 Photovoltaik-Modulen versehen, die bis zu 158 000 Kilowattstunden pro Jahr erzeugen kann. Hinzu kommen eine Flachdachbegrünung und eine Aufbereitungsanlage von Regenwasser zur Bewässerung. Jedoch erfordert die Glasfassade gleichzeitig eine permanente Kühlung durch eine Klimaanlage. Wie nachhaltig wird der CBT tatsächlich sein und in welchem Maße können die geplanten Maßnahmen den Energiebedarf des gesamten Gebäudes decken?
Jürgen Engel: Der CBT ist ein sehr nachhaltiges Hochhaus und ein Pilotprojekt in Bezug auf die Energiegewinnung mit Photovoltaikmodulen, die wir in die Fassade integriert haben. Der Turm funktioniert wie ein vertikales ‚Solarkraftwerk‘. Durch die Verwendung von Fernwärme und durch die Energie aus den Photovoltaik-Modulen verbraucht der Turm rund ein Drittel weniger Energie als ein konventionelles, mit Erdgas betriebenes Hochhaus. Die Photovoltaik-Module erzeugen pro Jahr rund 158.000 Kilowattstunden (kWh), das reduziert den Energiebedarf erheblich, der an sonnenreichen Tagen für die Kühlung der Flächen im Turm erforderlich ist. Wir haben die gebäudetechnischen Systeme auf den Betrieb mit ‚grünem‘ Strom ausgerichtet und leisten im Sinne der Eigenenergieversorgung einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit.
Die Vorgaben für den sommerlichen Wärmeschutz werden wir mit der von uns geplanten, zweischaligen Fassade sogar übertreffen. Sie ermöglicht außerdem einen wind- und wettergeschützten Sonnenschutz und eine natürliche Fensterlüftung. Die Fassade erscheint durch die zweischalige Kastenfensterkonstruktion sehr offen. Der tatsächliche Öffnungsanteil liegt jedoch nur bei rund 55 Prozent. In Verbindung mit den Photovoltaik-Elementen, die wir auf Höhe der Geschossdecken ebenfalls in gläserne Paneele integriert haben, erzielen wir insgesamt ein sehr offenes, transparentes Erscheinungsbild des Turms.
SKYLINE ATLAS: Der Central Business Tower vereint als Bürohochhaus mit der Dependance des Weltkulturen Museums und Gastronomie öffentliche und gewerbliche Nutzung. Das Museum und das Restaurant mit Außenterrasse, Café und Weinbar werden sich über vier Etagen erstrecken. Wie kann man sich die Öffnung des CBT von der Innenstadt zur Wallanlage vorstellen und wird der CBT den Bürgern Frankfurts einen neuen Ort mit hoher Aufenthaltsqualität bieten?
Jürgen Engel: Es war uns wichtig, dass an der Neuen Mainzer Straße, die bisher wenig Aufenthaltsqualität bietet, ein neuer Ort für die Bürger Frankfurts entsteht. Das ist uns mit dem CBT gelungen. Durch die öffentliche Passage und das Café kann man von der Neuen Mainzer Straße in die Wallanlage und zur U-Bahnstation gehen. Im Erdgeschoss gibt es zusätzlich eine Tages-Bar und ein Restaurant mit einer Terrasse in Richtung Park. Von der Passage aus gelangt man zur Lobby des Museums, so dass der CBT immer ein belebter Ort sein wird.
SKYLINE ATLAS: Sie waren als Architekt in den letzten 20 Jahren an 17 Hochhausprojekten in Frankfurt und Umgebung (Eschborn) beteiligt, darunter die Türme 160 Park View, Garden Tower, High Lines, Nextower und Jumeirah Hotel, Maintor Porta und Primus, Solid Home, Taunusanlage 11, WestendDuo und WinX sowie weitere 13 Hochhäuser in Deutschland und 14 im Ausland – insgesamt über 45 Hochhäuser. Einige davon sind aktuell in Planung und im Bau wie die beiden Türme CBT und Canyon – zwei aktuelle Großbaustellen in der Frankfurter Innenstadt. Kann man sagen, Frankfurt wird durch Ihre Architektur geprägt?
Jürgen Engel: Die Identität der Frankfurter Skyline entsteht durch die Gesamtheit aller Hochhäuser. Das heißt, wir sind mit unseren Hochhausprojekten ein starker Bestandteil dieser Identifikation – aber immer im Zusammenhang mit den anderen. Das Einzigartige an Frankfurt ist dieser Hochhauspulk auf kleinstem Raum. Inwieweit unsere Projekte die Stadt Frankfurt prägen, sollen andere beurteilen. Aber ich denke, gute Architektur trägt immer ein Stück dazu bei, dass sich Menschen in einer Stadt wohl fühlen und sich mit ihr identifizieren.

WestendDuo in Frankfurt
SKYLINE ATLAS: Ihr internationales Büro mit 300 Mitarbeitern an sieben Standorten steht für Vielfalt und ist sehr breit aufgestellt, von der Innenarchitektur bis zur Stadtplanung, als Dienstleister und Beratung für alle Arten von Immobilien. Für welche Ziele und Werte in der Architektur steht KSP Engel?
Jürgen Engel: Unser Büro steht für eine resiliente, moderne und gleichzeitig zeitlose Architektur. Durch unsere zurückhaltende und rationale Formsprache, die sich keiner Mode unterwirft, schaffen wir unverwechselbare, elegante Gebäude, die dauerhaft für sich sprechen und ästhetisch überzeugend sind.
Außerdem interessiert uns auch der technische Aspekt sehr. Um technisch intelligente und nachhaltige Lösungen zu entwickeln, arbeiten wir in interdisziplinären Teams. Das WestendDuo in der Frankfurter Innenstadt ist ein Projekt, bei dem wir ganz frühzeitig mit einem Fachingenieur für die Haustechnik und einem Tragwerksplaner zusammengearbeitet haben. Das Projekt wurde 2006 nach unseren Plänen umgesetzt und produziert 40 Prozent weniger Wärme- und Energieverbrauch als ein konventionelles Hochhaus. Neben diesen technischen Fragen interessieren uns Aufgaben, bei denen Innovation und Design zusammenkommen und wir uns ganzheitlich mit Architektur auseinandersetzen können – vom Hochhaus bis zur Türklinke.
SKYLINE ATLAS: In Algier hat Ihr Büro 2020 auf dem 26 Hektar großen Grundstück die drittgrößte Moschee der Welt gebaut, dessen großen Gebetssaal bis zu 35.000 Gläubigen Platz bietet. Auf welches der von Ihnen realisierten internationalen Projekte, und auch in Frankfurt, sind Sie besonders stolz?
Jürgen Engel: Zu den Gebäuden, die ich in Frankfurt besonders herausstellen möchte, zählen vier Hochhäuser: das WestendDuo an der Bockenheimer Landstraße, der 27-geschossige Wohnturm Parkview im Grüneburgweg, der Büroturm Maintor WinX und der CBT Tower in der Neuen Mainzer Straße, der aktuell gebaut wird.
National zählt das Dokumentationszentrum der Gedenkstätte Bergen-Belsen, das mit dem Niedersächsischen Staatspreis für Architektur ausgezeichnet wurde, zu den wichtigsten Bauten des Büros. Auch wenn es kein großes Haus ist, war es für uns ein ganz wichtiger Meilenstein. Wir haben mit einer sehr reduzierten und monolithischen Architektur versucht, diesem außergewöhnlichen Ort auf einfühlsame Weise gerecht zu werden.
Im internationalen Bereich sind wir besonders stolz auf drei Großprojekte in China. Die Nationalbibliothek in Peking, die laut einer chinesischen Befragung eines der 13 wichtigsten Gebäude in Peking ist, zählt dazu. Sie wurde 2008 fertiggestellt und ist die drittgrößte Bibliothek der Welt. Das zweite Projekt ist die 2017 erbaute Meixi Urban Helix in der Sieben-Millionenstadt Changsha im Südosten Chinas. Sie liegt als rund 30 Meter hoher Aussichtspunkt am See und ist über eine lange Brücke mit dem Land verbunden. Promenade und Aussichtsturm bilden einen Ort, an dem sich die Menschen aufhalten und Veranstaltungen erleben können. Die Lage am See und der Wahrzeichencharakter dieses Bauwerks machen die Urban Helix zu einem ganz besonderen Ort.
Als drittes bauen wir aktuell einen großen Kulturkomplex mit Museum und Bibliothek in Shenzhen, der in diesem Jahr fertig wird. Der zentrale Gedanke des Entwurfs war es hier in dieser 12-Millionen-Einwohner-Metropole einen öffentlichen Ort zu schaffen, der Kunst, Kultur und Stadtraum miteinander verbindet.
Aber auch die Große Moschee in Algier gehört zu den Projekten, auf die wir als Büro sehr stolz sind. Neben dem sakralen Teil mit Gebetssaal und dem 265 Meter hohen Minarett umfasst das Projekt weitere Einrichtungen wie ein Konferenzzentrum, eine Bibliothek und eine theologische Hochschule. Als neues Wahrzeichen der Stadt ist sie das neue religiöse und gesellschaftliche Zentrum von Algier und Katalysator für eine neue zukünftige Stadterweiterung.
SKYLINE ATLAS: Wie sieht das ideale Stadtquartier der Zukunft für Sie aus? Und wie sieht Ihrer Meinung nach die attraktive Innenstadt der Zukunft aus? Mehr grün, mehr Kultur, weniger Autos?
Jürgen Engel: Für das Stadtquartier der Zukunft finde ich es ganz wichtig, dass Quartiere mit einem 15 Minuten-Radius geschaffen werden. Das sind durchmischte Stadtteile, die in einem fußläufigen Radius von 15 Minuten alle Einrichtungen für den täglichen Bedarf bieten: von den Einkäufen, Freizeitangeboten, Schulen bis hin zu kulturellen Angeboten. In Frankfurt haben wir das bereits, denn man kann in 15 Minuten die gesamte Innenstadt durchqueren. Neben dem eigentlichen Zentrum, gibt es viele Stadtteile mit eigenen Quartierszentren, wie in Bornheim, Sachsenhausen oder Bockenheim.
Die Lösung für eine attraktivere Innenstadt ist die 24-Stunden-Stadt. Monofunktionale Einkaufsmeilen wie die Zeil sind hingegen nur zwischen 10 und 20 Uhr belebt. Das empfinden heute viele nicht mehr attraktiv. Es fehlt das Leben nach Ladenschluss, denn dort wohnt niemand. Man könnte die Cafés und Restaurants in die Erdgeschosse der Kaufhäuser unterbringen, so dass man vor den Kaufhäusern im Freien sitzen kann. So würde sich die Aufenthaltsqualität der Zeil verbessern. In der Mitte der Zeil sollte eine Fahrspur für die Radfahrer, Elektroroller und Taxis sein. Dann kämen sich Fußgänger und Radfahrer nicht ständig in die Quere – dabei sollten die Fußgänger absolut Vorrang haben. Diese Durchlässigkeit und eine Nutzungsmischung wären meines Erachtens von großem Vorteil für die Innenstadt und würden die Sicherheit und soziale Kontrolle auf der Zeil verbessern.
SKYLINE ATLAS: Gehen Sie davon aus, dass in Zukunft weniger Büroflächen benötigt werden, da sich die Arbeitswelt aufgrund von Digitalisierung und Homeoffice verändert? Zudem entstehen aktuell neue Büroflächen entsprechend moderner New Work- oder Nachhaltigkeitsstandards.
Jürgen Engel: Ich glaube nicht, dass sich die Bürokomplexe in den Innenstadtbereichen dramatisch reduzieren werden. Der Arbeitsplatz im Büro wird weiterhin wichtig sein, denn er ist auch ein sozialer Ort, an dem ich Leute treffen und Kontakte aufbauen kann. Es wird sicher einige Branchen geben, in denen das Homeoffice weiterhin praktiziert wird und auch Vorteile hat. Aber ich bin davon überzeugt, dass in vielen Bereichen die Arbeit im konzentrierten Raum eines Büros mit schnellem Austausch unter Kollegen besser funktioniert.
SKYLINE ATLAS: Was wird dann aus den alten Hochhäusern und Bürokomplexen?
Jürgen Engel: Die alten Hochhäuser werden nicht leer stehen. Wir können es uns gar nicht leisten, diese Hochhäuser abzureißen. Wir müssen den Gebäudebestand erhalten und die „graue Energie“, also die Energie, die für den Bau aufgewendet und verbraucht wurde, weiternutzen, um so die CO2-Emissionen zu reduzieren. Wir bauen aktuell eine ganze Reihe von Bürohochhäusern beispielsweise in Hotel- und Wohntürme um. In diesen Häusern sind auch offene Arbeitsformen mit Großraumbüros ohne weiteres möglich, da die Hochhausgrundrisse sind sehr flexibel sind.
Leerstand entsteht dann, wenn eine Immobilie nicht wirtschaftlich genutzt werden kann. Ich sehe im Leerstand auch eine große Chance. Die Flächen für den Einzelhandel werden sich in den unteren Etagen konzentrieren: im Erdgeschoss, ersten Ober- und Untergeschoss. Die Etagen darüber sollten wir für Wohnen, Büros und Kultureinrichtungen nutzen – auch bei den Kaufhäusern. Das wäre eine sehr positive Entwicklung für unsere Innenstädte. Der Gesetzgeber muss jedoch dafür die Voraussetzungen schaffen. Wir brauchen ein Gesetz, das vorrangig auf den Umbau von Bestandshäusern setzt und Planungen in diesem Bereich erleichtert. Man sollte die Einreichung von Bauanträge vereinfachen und uns Architekten mehr Freiheiten bei der Gestaltung und Umplanung von Bestandsgebäuden gewähren. Das sind spannende Aufgaben, die uns als Architekten herausfordern.
SKYLINE ATLAS: Die Neuauflage des Hochhausentwicklungsplans soll nach mehrfacher Verzögerung dieses Jahr veröffentlicht werden. Schon vor Jahren hat die Stadt erklärt, dass die Skyline nur noch behutsam wachsen soll. Was ist Ihre Meinung dazu?
Jürgen Engel: In Deutschland gilt Frankfurt als Global City. Frankfurt ist nicht nur eines der bedeutendsten globalen Finanzzentren und Drehkreuz im internationalen Luftverkehr, sondern auch Hauptsitz zahlreicher ausländischer Konzerne. Die Stadt ist aber auch kulturell von großer Bedeutung. Frankfurt hat dieses Alleinstellungsmerkmal der Skyline und sollte das auch weiter pflegen. Frankfurt ist eine Stadt, die für die gesamte Weltwirtschaft eine Bedeutung hat und sich international mit Städten wie Tokio, Paris und London vergleichen muss. Daher sollte sich die Stadt Frankfurt für eine starke und positive Entwicklung für die Zukunft engagieren.
SKYLINE ATLAS: Die Stadt will im Bankenviertel, im Bahnhofsviertel und im Bereich Ostbahnhof/Osthafen neue Standorte ausweisen und damit etwa ein Dutzend neuer Hochhäuser ermöglichen. Was ist Ihre Meinung dazu?
Jürgen Engel: Mit dem neuen Hochhausentwicklungsplan sollte die Stadt neue Standorte ausweisen, die für die nächsten 50 Jahre relevant sind und den Frankfurter Osten stärker in den Fokus rücken. Denn er bietet eine große Chance, dem Gesamtbild der Hochhäuser in Frankfurt noch einmal eine ganz andere Dimension zu geben. Ich sehe noch großes Potential für weitere Hochhäuser im Umkreis der EZB, also rund um den Ostbahnhof und im Osthafen-Areal. Die letzte große Hochhausentwicklung hat stattgefunden, als Martin Wentz das Areal rund um den Hauptbahnhof umbauen wollte. Das ist eine tolle Idee gewesen. Solche großen Hochhausentwicklungen an ausgewiesenen Standorten können jedoch nur realisiert werden, wenn ein politischer Wille da ist und die Stadt ein gemeinsames städtebauliches Ziel verfolgt.
SKYLINE ATLAS: Wie kann sich Frankfurt im Wettbewerb mit anderen Metropolen wie Paris, London, Amsterdam oder Mailand behaupten oder halten Sie eine solche Stadtentwicklung, mit sehr viel weniger Verkehr und beispielsweise einer Citymaut, für fehlgeleitet?
Jürgen Engel: Der große Vorteil von Frankfurt ist diese Ballung von Hochhäusern und die Konzentration von städtischer Infrastruktur an einem zentralen Ort. Das heißt, das Stadtzentrum fällt zusammen mit der Hochhausentwicklung. Das ist in den anderen Städten wie Paris und Mailand nicht der Fall. Genau das ist der große Vorteil von Frankfurt: Sie ist eine Stadt der kurzen Wege, die Kommunikation unter den einzelnen Häusern ist sehr eng und gut. Diese Entwicklung weiter zu stärken, finde ich absolut richtig.
Für Frankfurt ist es zudem wichtig, dass man das städtische Leben, das nicht an die Arbeit gebunden ist, stärker fördert und unterstützt. Denn erst das städtische Miteinander, die verschiedenen Angebote von Kultur, Wohnen, Restaurants, Geschäften sowie Plätzen und Grünanlagen, also der attraktive Aufenthalt im Freien, erzeugt das urbane Leben in unseren Innenstädten, das wir uns wünschen.
SKYLINE ATLAS: Lieber Herr Engel, vielen Dank für das Gespräch.
5 Fragen an...
Jürgen Engel hat im Rahmen unserer Videoreihe „5 Fragen an…“ weitere Antworten gegeben. Für die Wiedergabe bitte auf das Symbol zum Abspielen klicken.
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Zur Person: Jürgen Engel
Jürgen Engel studierte Architektur an der Technischen Universität Braunschweig, der ETH Zürich, der RWTH Aachen und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT), Cambridge, USA. Von 1982-1986 war er bei Schneider-Wessling Architekten in Köln tätig, von 1986-1989 bei O. M. Ungers in Frankfurt als Büroleiter. 1990 machte sich Jürgen Engel in Partnerschaft selbstständig, seit 2009 führt er sein Architekturbüro KSP Engel als geschäftsführender Gesellschafter. Mit rund 300 Mitarbeiter*innen aus 40 Nationen zählt es heute zu den größten Deutschlands und ist mit Standorten in Berlin, Braunschweig, Frankfurt, Hamburg und München vertreten sowie im Ausland mit einem Büro in Peking und in Shenzhen.
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