Das ehemalige Gästehaus der Deutschen Bank – die Villa Sander – ist zu neuem Leben erwacht
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Die sogenannte Villa Sander diente früher als Bankhaus und Gästehaus des Vorstands der Deutschen Bank und ist ein neobarocker denkmalgeschützter Altbau direkt neben den Zwillingstürmen der Deutschen Bank in der Mainzer Landstraße 10. Das Gebäude wurde 2021 von der Berliner Firma SATELLITE OFFICE übernommen und erstrahlt nach einer Sanierung und Modernisierung in neuem Glanz. In dem Gebäude von 1905 sind in den letzten drei Jahren auf fünf Stockwerken und knapp 2.000 Quadratmetern moderne bezugsfertige Büros in Frankfurt, Co-Working-Spaces, Konferenzräume, eine Kaminlounge, ein Think Tank und Tagesbüros entstanden, die flexibel mietbar sind.
Spannende Geschichte – bis vor wenigen Jahren eng mit der Deutschen Bank verbunden
Ende des 19. Jahrhunderts wuchs die Stadt und es entstanden an der Mainzer Landstraße Gartenhäuser und Villen – wie auch auf der Bockenheimer Landstraße. Diese Gebäude befanden sich damals außerhalb der damaligen Stadtmauern und die ländliche Atmosphäre spiegelt auch die Tatsache wider, dass auf dem Abschnitt zwischen Bockenheimer Landstraße und Guiolettestraße bis 1857 die Baumschule des Stadtgärtners Sebastian Rinz bestand, dem Gestalter der Wallanlagen.
Das repräsentative Geschäftshaus mit dem Namen Villa Sander steht noch heute direkt neben den Zwillingstürmen und wurde nach dem Architekten Friedrich Sander benannt. Dieses Gebäude, das zwischen 1904 und 1905 errichtet wurde, blieb im Zweiten Weltkrieg fast unversehrt und zählt zu den zwei erhaltenen historischen Bauwerken an der heutigen oberen Mainzer Landstraße. Das prachtvolle Gebäude verkörperte – wie auch die Festhalle, die Universität und die prächtigen Villen im Westend – den Optimismus der späten Gründerzeit und der Kaiserzeit.
Jens Kirchhoff kennt die spannende Geschichte der Villa Sander, in der Deals hinter Panzerglas vereinbart wurden, gut. Er leitet diesen neuen Standort und auch den zweiten Standort von SATELLITE OFFICE am Opernplatz, einem Berliner Anbieter von flexiblen High-End-Workspaces. Kirchhoff berichtet, dass das Gebäude als Geschäftshaus für den Frankfurter Hypotheken-Kreditverein (FHKV) erbaut wurde und man die Versalien noch heute auf dem Architrav über den Säulen der Rotunde findet. Die FHKV nannte sich ab 1922 Pfandbrief-Bank AG, die wiederum nach dem Zweiten Weltkrieg von der aus Berlin nach Frankfurt wechselnden Deutschen Bank übernommen wurde.
Marmor und Stuck prägen das Gebäude mit seinen 3,80 m Deckenhöhe, und über der Rotunde mit gläserner Kuppel schwebt der Adler, das Frankfurter Stadtwappen. Der Lichthof mit dem Frankfurter Wappen wie auch Fassade und Treppenhaus sind denkmalgeschützt. Zudem zeichnen ein großer Weinkeller, zwei Wohnungen für Gäste im 2. Obergeschoss, sowie auch ein Treppenhaus für die Bediensteten die Villa aus. Aufgrund der Tatsache, dass hier ab den 60er Jahren täglich Politiker, Bankvorstände und internationale Gäste ein und aus gingen, war das gesamte Haus mit Panzerglas versehen und dadurch angeblich das sicherste Haus in Frankfurt.
Auf dem benachbarten Grundstück, auf dem heute die Türme der Deutschen Bank stehen, wurde 1892 das Palais Reichenbach-Lessonitz erbaut, welches nur 53 Jahre bestand. Es wurde während des Dritten Reichs für einen Führungsstab der SS beschlagnahmt und brannte 1944 durch Bombentreffer aus. Im Jahr 1953 verkauften die Erben das Ruinengrundstück an die Accumulatoren-Fabrik Hagen (VARTA). Josef Buchmann, der bekannte Frankfurter Immobilieninvestor, hatte die Idee für ein Hochhaus auf dem Areal des ehemaligen Palais. Er hat das Grundstück erworben und auch die Zustimmung der Nachbarn für ein Hochhaus. Als der architektonische Entwurf vorlag und die Bauvoranfrage genehmigt war, verkaufte er 1979 das Grundstück und die Entwürfe an die Deutsche Bank, die hier ihre Zentrale, das Deutsche-Bank-Hochhaus mit den zwei markanten Doppeltürmen errichtete.
Heutige Nutzung als flexible Workspaces
Heute stehen 42 moderne Büros in der Villa Sander zur Verfügung und es sind Miet-Laufzeiten ab drei Monaten möglich. wobei es auch Bereiche gibt, die tageweise gebucht werden können. Zusätzliche Dienstleistungen wie administrative Arbeiten können hinzugebucht werden. Die Auslastung am benachbarten Standort am Opernplatz liegt laut Jens Kirchhoff aktuell bei 98 %, mit einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von 2,5 Jahren.
SATELLITE OFFICE ist seit 28 Jahren ein Anbieter von flexiblen Workspaces im Premiumsegment, sprich bezugsfertigen Büros in bester Lage und modernster Ausstattung in Deutschland, Schweiz und Italien. Der neue Standort in der Villa Sander ergänzt den bereits bestehenden Standort in Frankfurt am Opernplatz 14. Das Berliner Unternehmen bietet flexible Büroflächen in exklusiven Lagen und im oberen Premiumsegment mit eigenem Raumkonzept pureSilent, ergänzt von einem umfassenden Service-Konzept. Heute verfügt SATELLITE OFFICE in den drei Ländern über fünfzehn Business Center mit einer Gesamtfläche von mehr als 30.000 Quadratmetern.
Eigentümer der Villa Sander ist der Kölner Immobilienunternehmer Dr. Thomas Bscher. Der Kölner war Gesellschafter beim Bankhaus Sal. Oppenheim, wurde als Rennfahrer in den 1990er Jahren bekannt und war von 2003 bis 2007 Präsident von Bugatti. Bscher kauft und saniert repräsentative Prachtbauten wie das Haus Cumberland oder das Haus Schlüterstraße in Berlin. Ihm ist es ein Anliegen, das prachtvolle Gebäude wieder der Öffentlichkeit – auch durch Lesungen und Veranstaltungen – zugänglich zu machen.
Tatsächlich könnte die neue Villa Sander durch die Sanierung und Vermietung von einem absolut diskreten und gesicherten Ort nach Jahrzehnten zu einem einladenden Ort der Begegnung werden und die geplante Kulturmeile an der Wallanlage aufwerten.
















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