Dem Umbau der Deutschen Bundesbank droht ein Fiasko

Die Deutsche Bundesbank steht vor einer grundlegenden Neubewertung ihrer Bau- und Standortpläne in Frankfurt. Ursprünglich war ein ambitioniertes Campus-Konzept vorgesehen, das weit über eine bloße Sanierung des Hauptgebäudes hinausging. Neben der Modernisierung des im Stil des Brutalismus errichten Hochhauses sollten drei neue Hochhausscheiben, ein Sportzentrum mit Tribüne, Gastronomieflächen, Gästeappartements sowie ein unterirdisches Erschließungssystem entstehen. 2019 präsentierte der Architekt Ferdinand Heide das Gestaltungskonzept, 2020 erhielt das Büro Morger Partner Architekten den Zuschlag. Die Gesamtinvestitionen wurden auf bis zu 4,6 Milliarden Euro geschätzt – was laut Bundesrechnungshof umgerechnet rund eine Millionen Euro pro Arbeitsplatz bedeutete. Neben den hohen Kosten kritisierte der Rechnungshof vor allem eine fehlende Wirtschaftlichkeitsprüfung und eine überdimensionierte, teils übertriebene Ausstattung des Projekts.

Bundesbank-Zentrale-Frankfurt-Campus
Bundesbank-Frankfurt-Zentrale

Mit Beginn der Corona-Pandemie und der Etablierung flexibler Arbeitsformen änderten sich sodann die Rahmenbedingungen. Homeoffice-Regelungen ermöglichten es den Beschäftigten, bis zu 60 Prozent der Arbeitszeit außerhalb des Büros zu verbringen. Dadurch sank der Bedarf an Büroflächen um rund 40 Prozent.  Vor dem Hintergrund der steigenden Baukosten und der Denkmalschutzauflagen für das 2022 offiziell unter Schutz gestellte Hauptgebäude entschied die Bundesbank im Mai 2023, die Pläne zu reduzieren. Statt mehrerer Neubauten sollte nur noch ein zusätzliches Bürogebäude entstehen, während der Großteil der Arbeitsplätze durch Umbau und Sanierung der bestehenden Gebäude abgedeckt werden sollte.

Bundesbank - Zentrale - Frankfurt - Neues - Hochhaus - Campus - Sanierung

Im Mai 2024 vollzog die Bundesbank eine erneute Kehrtwende. Es wurde beschlossen, ausschließlich die Bestandsgebäude zu sanieren und teilweise auf andere Immobilien zurückzugreifen. Mit dieser Entscheidung reagierte die Bundesbank sowohl auf die Kritik des Bundesrechnungshofs als auch auf die veränderten Arbeitsbedingungen und die massiv gestiegenen Kosten. Im August 2025 hat die Bundesbank zudem eine umfassende Wirtschaftlichkeitsprüfung eingeleitet. Diese soll klären, ob eine Rückkehr in das denkmalgeschützte Hauptgebäude am Dornbusch nicht nur mit Blick auf die Kosten, sondern auch unter Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten überhaupt sinnvoll ist . Damit ist erstmals offen, ob die Bundesbank jemals wieder vollständig an ihren ursprünglichen Standort zurückkehren wird.

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