Fahrradstraße - Oeder - Weg - Nordend - Frankfurt

Fahrradfreundliche Umgestaltung des Oeder Wegs bleibt bestehen

Die Umgestaltung des Oeder Wegs im Frankfurter Nordend zu einer fahrradfreundlichen Straße hat weitreichende Auswirkungen auf den Stadtteil. Die Maßnahmen, die Teil des „Fahrradstadt-Beschlusses“ von 2019 sind, wurden über zwei Jahre hinweg wissenschaftlich begleitet und in einem Abschlussbericht von der Frankfurt University of Applied Sciences (UAS) präsentiert. Die Ergebnisse zeigen deutliche Verbesserungen in vielen Bereichen, doch nicht alle Beteiligten sind mit den Veränderungen zufrieden. Jetzt hat der Ortsbeirat die Fortsetzung der Verkehrsberuhigung in der Einkaufsmeile beschlossen und folgt damit den Empfehlungen der Studie der UAS.

Rückgang des Autoverkehrs und Anstieg der Fahrräder

Eines der Hauptziele des Projekts war die Reduzierung des motorisierten Verkehrs im Oeder Weg. Wie die Studie der Frankfurt University of Applied Sciences (UAS) zeigt, konnte dieses Ziel klar erreicht werden: Der Autoverkehr hat sich von rund 9.000 auf 4.000 Fahrzeuge pro Tag mehr als halbiert. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Fahrräder auf dieser Strecke nahezu verdoppelt. Täglich nutzen etwa 4.000 Radfahrende den Oeder Weg, der durch breite Fahrradwege und beruhigten Verkehr eine deutlich höhere Sicherheit bietet.

Laut Dennis Knese, dem Projektleiter der wissenschaftlichen Begleitung, spiegeln diese Zahlen den Erfolg der Maßnahmen wider. Der Oeder Weg wurde durch die Umgestaltung zu einer sicheren und attraktiven Route für Radfahrende und Fußgänger.

Deutlich gesunkene Unfallzahlen

Die Reduzierung des Autoverkehrs und der Anstieg des Radverkehrs haben auch einen positiven Einfluss auf die Verkehrssicherheit. Die Zahl der Unfälle ist deutlich gesunken. Im Jahr 2019 wurden noch 87 Unfälle gezählt, 2023 waren es nur noch 47. Besonders bemerkenswert ist, dass trotz des gestiegenen Radverkehrs weniger Radfahrende in Unfälle verwickelt waren als vor der Umgestaltung. Dies zeigt, dass die Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit erfolgreich waren.

Verbesserte Aufenthaltsqualität am Oeder Weg

Neben der Verkehrsberuhigung war die Verbesserung der Aufenthaltsqualität ein zentrales Anliegen der Umgestaltung. Die neu geschaffenen Multifunktionsflächen, Sitzgelegenheiten und Grünflächen sowie die erweiterten Außenbereiche der Gastronomie tragen dazu bei, dass sich Menschen lieber und länger auf dem Oeder Weg aufhalten. Rund 44 Prozent der Befragten gaben an, den Oeder Weg nun häufiger zu besuchen und sich dort länger aufzuhalten.

Auch für die lokale Wirtschaft bringt die Umgestaltung neue Chancen. Zwei Drittel der befragten Gewerbetreibenden berichteten von keinen nennenswerten Veränderungen ihrer Geschäftszahlen. Einige Geschäftstreibende äußerten jedoch auch Bedenken und berichteten von Umsatzrückgängen. Hierbei handelte es sich vor allem um Unternehmen, die stark auf Kunden angewiesen sind, die mit dem Auto anreisen.

Kritische Ansichtspunkte

Die umstrittenste Maßnahme ist der 2023 installierte Diagonalfilter in der Cronstettenstraße. 45 % der Befragten, die die Maßnahme wahrgenommen haben, sehen in ihr eine Ursache für eine schlechtere Erreichbarkeit ihres Zielortes. Bei den Bewohner*innen im direkten Umfeld der Maßnahme liegt der Wert sogar bei 69 %.

Ein Autofahrer aus dem Holzhausenviertel in Frankfurt scheiterte vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt mit seinem Eilantrag auf freie Zufahrt zu seiner Wohnstraße. Der Kläger wandte sich gegen Poller, die an den Einmündungen mehrerer Straßen im vergangenen Sommer aufgestellt wurden und den Verkehr einschränken. Er argumentierte, dass diese Poller die Anfahrtswege von Rettungsdiensten verlängern. Das Gericht folgte dieser Argumentation jedoch nicht. Es entschied, dass die Stadt die gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfristen eingehalten habe und die Rettungswege weiterhin gesichert seien.

Herausforderung für die lokale Wirtschaft

Oeder - Weg - Fahrradstraße - Nordend - Frankfurt

Die Auswirkungen der Umgestaltung auf den Einzelhandel und die Gastronomie am Oeder Weg sind ebenfalls gemischt. Während zwei Drittel der befragten 50 bis 60 Gewerbetreibenden keine nennenswerten Änderungen ihrer Geschäftszahlen verzeichneten, beklagten rund 15 Unternehmer Umsatzrückgänge. Insbesondere die eingeschränkte Erreichbarkeit durch den Autoverkehr wird als Ursache genannt.

Projektleiter Prof. Dr. Dennis Knese betont jedoch, dass viele Geschäftsinhaber die Konsumkraft von Menschen unterschätzen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen. Er merkt an: „Viele Geschäftsinhaberinnen überschätzen den Anteil der Kundinnen, die mit dem Pkw anreisen.“ In der Verkehrsplanung seien Zielkonflikte oft unvermeidlich, und es sei wichtig, einen Ausgleich zu finden, der die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt.

Prof. Dr. Dennis Knese hat seit 2021 eine der ersten Professuren für Radverkehr weltweit aufgenommen. Seit 2022 arbeitet Knese auch im Beirat Radverkehr des Bundesverkehrsministeriums mit als einer von 20 Experten.

Beteiligung der Anwohnerinnen und Anwohner

Die Umgestaltung des Oeder Wegs zeigt, dass Verkehrsprojekte in dicht besiedelten städtischen Gebieten immer eine Vielzahl von Interessen und Herausforderungen mit sich bringen. Während die überwiegende Mehrheit der Befragten – 84 Prozent – den Oeder Weg hauptsächlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad nutzt und die positiven Effekte der Umgestaltung wahrnimmt, gibt es auch kritische Stimmen. Vor allem die Erreichbarkeit des Stadtteils und die Parksituation werden negativ bewertet.

Dennis Knese betonte, dass solche Umgestaltungen nicht nur Gewinner hervorbringen. „Zielkonflikte sind in der Stadt- und Verkehrsplanung an der Tagesordnung“, so Knese. Wichtig sei es, die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner sowie die Gewerbetreibenden in den weiteren Verlauf des Projekts aktiv einzubinden. Dies gilt insbesondere für die Gestaltung von Multifunktionsflächen und die Einrichtung weiterer Lieferzonen.


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