Initiative fordert schnelles Handeln der Politik, um die Zukunft der Frankfurter Innenstadt zu verbessern.
- Posted on
- Redaktion
Bei der gestrigen Diskussionsveranstaltung der Initiative „Raum für Zukunft FrankfurtRheinMain“ und der IHK Frankfurt waren sich alle Diskutanten auf dem Podium einig: die Innenstadt von Frankfurt verwahrlose immer mehr. Jetzt sei die Politik gefordert zu handeln, denn die Zeit laufe Frankfurt davon.
Die große zentrale Frage des Abends war, warum ist Frankfurt nicht mehr attraktiv? Warum steigt die Zahl der Gewalttaten? Warum verwahrlost das Bahnhofsviertels immer mehr? Was kann man gegen den Leerstand auf der Zeil und der Innenstadt tun? Und welches Verkehrskonzept bietet eine nachhaltige und schnelle Lösung, um die Innenstadt zu beleben und gleichzeitig vom Verkehr zu befreien?
Die Initiative „Raum für Zukunft FrankfurtRheinMain“, die zu der Podiumsdiskussion in das neue Massiv Central im Bethmannhof eingeladen hatte, ist ein Zusammenschluss von ehrenamtlichen Experten der Immobilienbranche, die als Ideengeber zur Stadtentwicklung die Akteure aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft an einen Tisch bringen möchten, um gemeinsam praktikable und schnelle Lösungen für die Zukunft Frankfurts zu finden.
Zur Verbesserung der Sicherheit und der Aufenthaltsqualität in der Mainmetropole müssten konkrete und schnelle Maßnahmen ergriffen werden – so die einhellige Meinung. Dafür müsse die Politik, der Einzelhandel, das Gastgewerbe, die Immobilienbranche, die Kultur und die Polizei noch stärker zusammenarbeiten und diese schnell umsetzen.
In Bezug auf die Sicherheit in der Innenstadt gäbe es großer Handlungsbedarf, das war der allgemeine Tenor aller Redner. „Mehr Polizei geht nicht“, betonte der Polizeipräsident Stefan Müller. Die Polizei sei mit maximaler Stärke vor Ort und nun sei es die Aufgabe der Politik, mehr Angebote zu schaffen und die Innenstadt attraktiver zu machen, um die Plätze und Straßen mit Leben zu füllen und dadurch die soziale Kontrolle zu erhöhen.
Es herrsche eine große Verunsicherung in der Bevölkerung, da sich das Publikum in der Innenstadt und auf der Zeil verändert habe. Ziel müsse es daher sein, die Sicherheit zu erhöhen und durch mehr bezahlbaren Wohnraum in der Innenstadt, diese wieder zu beleben. Die Politik sei gefordert, diese Veränderung zu gestalten, Lösungen zu schaffen und die Aufenthaltsqualität der Innenstadt durch kulturelle und gastronomische Angebote aufzuwerten.
Eine starke Hand sei gefordert
Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main, plädierte zudem dafür, die Videoüberwachung im öffentlichen Raum noch weiter auszuweiten, auch wenn diese an der Hauptwache und Konstablerwache bereits umgesetzt sei. Zudem wäre eine Überarbeitung der „TA Lärm“, die ein Teil des Immissionsschutzgesetzes darstellt, ein wesentlicher Schritt, um Veranstaltungen in der Innenstadt auch nach 22 Uhr zu ermöglichen.
Auch Florian Jöckel, Gastgeber des Abends und einer der Gründer des Massif Central, war sich mit Ulrich Caspar einig, dass die Nachtruhe um 22 Uhr ein wesentlicher Grund dafür sei, dass die Innenstadt abends menschenleer sei. Kulturelle Veranstaltung und neue Pop-up Restaurants könnten schnell umsetzbare Lösungen bieten, um die Innenstadt zu beleben. Zudem sei der Leerstand von Geschäften und Gebäuden der Grund, dass die Verwahrlosung der Innenstädte fortschreite. Es sei die Aufgabe der Politik, hier Möglichkeiten für junge Unternehmer, die Kulturszene und Restaurants zu schaffen, um dem Leerstand zu verhindern. Denn Leerstand führe zu Verwahrlosung. Frankfurt brauche schnelle Lösungen, man dürfe in der Politik nicht so lange diskutieren, sondern solle mutige neue Lösungen schaffen.
Andrea Poul, die Centerleiterin von MyZeil, berichtete von einem eklatanten Sicherheitsproblem im Shopping Center. So gäbe es circa fünf kriminelle Vorfälle pro Tag im My Zeil, obwohl ein vier- fünfköpfiges Sicherheitsteam pro Tag im Einsatz sei. Ihre Aufgabe sei es, gemeinsam mit allen Mietern des Centers Lösungen zu finden, damit sich die Besucher wieder wohler fühlen.
Auch Robert Mangold, geschäftsführender Gesellschafter der Tiger & Palmen Gruppe, berichtet, dass es im Bahnhofsviertel an der Ecke Taunusstraße / Elbestraße jährlich 1000 Straftaten gäbe. Die Mitarbeiter und Gäste der Hotels im Bahnhofsviertel fühlten sich nicht mehr sicher auf dem Weg zur Arbeit, daher würden die Hotels Shuttleservice für ihre Gäste einrichten. Die Politik müsse jetzt handeln und beispielsweise auch eine Waffenverbotszone für die Zeil und für den Anlagenring als wesentliche Maßnahme für mehr Sicherheit einrichten.
Zudem müßten mehr Fahrradparkplätze geschaffen und der ÖPNV attraktiver werden, gerade auch für die Menschen aus dem Umland. So biete beispielsweise Amsterdam ein Park & Ride System für 1 Euro pro Tag, das den Menschen aus dem Umland ermögliche, schnell und günstig in die Innenstadt zu gelangen – auch ohne Auto.
Ein weiteres Beispiel für das fehlende Angebot von Geschäften und Restaurants sei die Schillerstrasse, auf der immer mehr Geschäfte leerstehen. Auch diese Einkaufsstraße müsse in den Fokus der Stadtplanung genommen werden. Als positives Beispiel für ein neues belebtes Quartier sieht Polizeipräsident Stefan Müller die neue Altstadt an und plädiert ebenfalls für eine Ausweitung der Nachtruhe in der Innenstadt.
Für Florian Jöckel sei die Politik und Gesellschaft wie ein zu träges Raumschiff, dass nicht von der Stelle kommt. Es fehle jemand in der Stadt, der die vorhandenen Ideen und Konzepte ausführt und umsetzt. Zudem sei die Immobilienwirtschaft gefordert, neue Ideen für eine gemischte Nutzung zu entwickeln und sich beispielsweise an anderen europäischen Städten zu orientieren.
Um Frankfurter wieder lebenswerter zu gestalten und die wachsende Wirtschaft nach den Krisen zu unterstützen, brauche es eine leistungsfähige Standortpolitik, eine vorausdenkende Immobilienwirtschaft sowie eine engere Vernetzung von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Das Ergebnis des Abends war der Konsens, dass jetzt gehandelt werden muss, indem die Gesellschaft mehr Verantwortung zeigt und die politischen Entscheider mehr gestalten.







Holen Sie sich jetzt Ihre Mitgliedschaft
Werden Sie SKYLINE ATLAS Mitglied und finden Sie damit künftig Inhalte besser, die zu Ihnen passen. Damit können Sie auch Artikel unter einem Psyeudonym oder Ihrem Klarnamen kommentieren und demnächst Inhalte wie Fotos veröffentlichen.
Jetzt Mitglied werdenWie ist Deine Meinung zu diesem Thema?