Superblock Barcelona

Drei sogenannte „Superblocks“ für Frankfurt geplant

Weniger Autos und Vorrang für Fahrradfahrer und Fußgänger – in Frankfurt plant der Magistrat die Einführung von drei „Superblocks“ nach dem Vorbild von Barcelona, um den Autoverkehr zu reduzieren und den Raum für Fahrradfahrer und Fußgänger zu erweitern. Dieser Vorschlag wurde von der Koalition aus GRÜNEN, SPD, FDP und Volt eingereicht, aber bisher noch nicht beschlossen. In anderen europäischen Städten wird seit einigen Jahren das rund 25 Jahre altes Konzept der Superblocks erfolgreich angewendet, um weniger Durchgangsverkehr in Wohngebieten und mehr Aufenthaltsqualität in der Stadt zu schaffen.

Superblocks sind klar abgegrenzte Viertel, in denen der Autoverkehr eingeschränkt wird und die Mobilität innerhalb eines ganzen Wohngebietes neu organisiert wird. Es geht darum, den Straßenraum den Menschen zurückzugeben und neue urbane Quartiere mit mehr Aufenthaltsqualität, mehr Fuß- und Radverkehr und Begrünung zu schaffen. Die Autos sollen auf Hauptstraßen umgeleitet werden, um das Viertel für andere Verkehrsteilnehmer sicherer und angenehmer zu machen. Dieses Konzept wurde bereits in Barcelona, Wien und Berlin umgesetzt und soll nun auch in Frankfurt am Main angewendet werden. Es soll dabei jedoch gewährleistet sein, dass weiterhin alle Ziele innerhalb des Superblocks mit dem Auto erreichbar sind. Keine Anwohner mit eigenem Auto und auch kein Anlieferverkehr werde ausgesperrt. Nur der Durchgangsverkehr solle dazu gebracht werden, künftig über die Hauptstraßen zu fahren und nicht mehr über die Achsen mitten durch die belebten Stadtteile. Die Anzahl der Parkplätze soll in diesen Superblocks reduziert werden, um mehr Raum für Begegnungsplätze für die Bewohner zu schaffen.

Im März haben die Stadtverordneten beschlossen, drei größere Quartiere in Frankfurt so zu gestalten, dass Fußgänger und Radfahrer Vorrang vor dem Autoverkehr haben. Derzeit wird konkret über die ersten zwei Standorte für die Superblocks in Frankfurt diskutiert: an der Leipziger Straße in Bockenheim und im westlichen Nordend. Jedoch gibt es im Nordend/West Widerstand des Ortsbeirats gegen das Vorhaben und auch CDU, AfD und BFF-BIG hatten den Antrag der Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt abgelehnt. Ein dritter Standort ist noch nicht festgelegt.

Wie wird der Verkehr bei Superblocks geregelt? Wie gelangen Anwohner zu ihren Häusern?

Durch die Schaffung von Superblocks sollen vielfältige und soziale Freiräume entstehen, die in einer dicht bebauten Stadt wie Frankfurt von besonderer Bedeutung sind. Neben den positiven Klima- und Umwelteffekten, wie der Reduktion von gesundheitsschädlichen Schadstoff- und Lärmemissionen oder der Schaffung von neuen Grünflächen, geht es bei diesem städtebaulichen Konzept darum, den Menschen mit einem effizienten Mobilitätssystem mehr Lebensqualität zu bieten, so Martin Huber, Fraktionsvorsitzender und mobilitätspolitischer Sprecher der Fraktion Volt im Römer. Superblocks seien zudem ein Schritt, um das direkte Wohnumfeld für Kinder sicherer und sie zu mehr Bewegung direkt vor ihrer Haustür zu ermuntern und ihnen selbstständige Mobilität zu ermöglichen. In Barcelona wurde zudem festgestellt, dass die neue Umgebung zu einem verstärkten Gefühl von Zusammenhalt, Sicherheit und weniger Stress führte.

Grundlage des Konzepts ist eine genaue Analyse der Parkraumsituation und eine Auswertung der entsprechenden Daten über die Verkehrsstärke auf den Haupt- und Nebenstraßen, um den Verkehrsfluss auf den Hauptstraßen auch weiterhin zu gewährleisten. Es müsste geprüft werden, ob der Parkraum neu organisiert oder an anderer Stelle neu geschaffen werden kann, etwa mit einer Quartiersgarage und für Besucher, die mit dem Auto kommen, soll es die Möglichkeit geben, Parkscheine zu ziehen. Mit den getroffenen Maßnahmen soll auch der Einzelhandel profitieren.

Superblock Barcelona

Die Meinungen der Parteien

Der Antrag der Frankfurter Koalition sieht vor, dass ein Superblock aus bis zu vier Quartieren besteht, die jeweils nicht größer als etwa 400 × 400 Meter sind. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Koalition jeweils 100.000 Euro für zwei Superblocks in Bockenheim und im Nordend-West bereitgestellt und es gab eine Bürgerbeteiligung.

Die Partei Volt war treibende Kraft hinter dem Antrag und ihr Fraktionsvorsitzender und mobilitätspolitischer Sprecher der Fraktion Volt im Römer, Martin Huber betont, dass die Lebensqualität in den Vierteln durch weniger Autoverkehr und die Schaffung von konsumfreien Orten steigen werde. Deutschland hinke laut Grünen-Sprecherin Gabriele Trah im Vergleich zu anderen europäischen Ländern in diesem Bereich hinterher. Auch die FDP, die sonst gerne die Interessen des motorisierten Individualverkehrs vertritt, stimmte als Koalitionsmitglied dem Vorhaben zu.

Es gibt jedoch auch Kritik und Bedenken bezüglich der Mobilitätseinschränkungen. Die CDU lehnt die Superblocks in Frankfurt ab und fordert dauerhafte Lösungen statt Experimente. Bisher habe die unkluge Verkehrspolitik der Koalition dazu geführt, dass die Kapazitäten auf den Hauptstraßen eingeschränkt werden, was zu Staus führe und die Autofahrer doch ihren Weg durch die Wohnstraßen suchten. Es gäbe auch kein „aussagefähiges Datenmaterial“. Der BFF-Fraktionsvorsitzende Mathias Pfeifer sprach von „verantwortungslosen Experimenten“ der Koalition. Bevor man den Individualverkehr reduziere, brauche man einen leistungsfähigen öffentlichen Nahverkehr, ein Park-and-ride-Angebot und Quartiersgaragen.

Beispiele aus anderen Städten und genaue Planung in Frankfurt

Gärtnerplatz München

Gärtnerplatz München

Laut einer Studie ist der verkehrstechnische Umbau in Barcelona ein großer Erfolg – für Geschäfte wie Anwohner gleichermaßen, wie sich mittlerweile zeige. Sechs Superblocks existieren derzeit, 15 weitere sollen bald folgen, die ganze Stadt soll irgendwann ein einziger Superblock werden, lautet das Ziel der Stadtverantwortlichen. Barcelona hat das Konzept als Teil seiner Klimastrategie ausgerufen, um einerseits Emissionen zu sparen und andererseits dem städtischen Wärmeinseleffekt entgegenzuwirken. Auch Metropolen wie Paris, Brüssel oder Oslo haben das Modell inzwischen kopiert, und auch einige deutsche Städte wollen jetzt nachziehen.

So testet auch München aktuell das Konzept. Die verkehrsberuhigte Zone rund um den Gärtnerplatz ist nicht der erste Versuch in München, den Anwohnern den öffentlichen Raum zurückzugeben. Bereits seit 2020 hat die Stadt 32 Straßen vorübergehend als sogenannte „Sommerstraßen“ ausgewiesen und vom Verkehr beruhigt.

In Frankfurt soll im Sommer geprüft werden, ob genügend personelle Ressourcen für die Umsetzung vorhanden sind, so die Ankündigung des Planungsdezernenten Marcus Gwechenberger. Die Entscheidung über den Standort eines möglichen dritten Superblocks bleibt noch offen, wie aus der Römer-Koalition zu erfahren ist.

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