
Kaiserlei Offenbach – es bewegt sich endlich was!
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Obwohl der Name Kaiserlei eigentlich für einen Stadtteil von Offenbach steht, verbindet man Kaiserlei mit dem großen Kreisel am Ortseingang von Offenbach, der in den 60ziger Jahren der größte Kreisverkehr in Europa war und nun nicht mehr existiert. Denn anstatt eines Kreisels befindet sich am Ortseingang von Offenbach nun eine riesige Doppelkreuzung. Aber auch rund um diesen ehemaligen Kreisel verändert sich aktuell einiges und die viele Baustellen weisen darauf hin, dass sich das Kaiserlei Viertel rund um den ehemaligen Kreisel bis zum Hafen in Offenbach in den nächsten Jahren zu einem ganz neuen modernen Quartier mit Büros, Wohnungen und auch einer Hochschule entwickeln wird.

Der ehemalige Kreisverkehr

Die neue Doppelkreuzung am Kaiserlei
Die größte der vielen Baustellen ist der seit wenigen Wochen abgeschlossene Umbau des Kaiserleikreisels zwischen Offenbach und Frankfurt. Das neue doppelte Kreuzungssystem ist nach sechs Jahren Bauzeit abgeschlossen und die Kaiserleipromenade kann in beiden Richtungen befahren werden. Durch den Umbau soll der tägliche Verkehr von Offenbach nach Frankfurt mit bis zu 94.000 Fahrzeugen nun unabhängig von der Auf- und Abfahrt auf die A661. Die beiden Städte versprechen sich von der neuen Verkehrsführung einen Rückgang der Auto- und Lkw-Staus, da die Kapazität der Verkehrswege insgesamt erhöht wurde. Mit dem Wegfall des Kreisels und der Verlagerung von Fahrbahnen hat Offenbach zwei Hektar neue Gewerbefläche gewonnen. Zudem wurde die Kaiserleipromenade entlang der Stadtgrenze neu gebaut und im gesamten Projektgebiet wurden insgesamt 181 Bäume gepflanzt. Die Kosten des Megaprojekts von mittlerweile rund 67 Millionen Euro werden von Land und Bund, aber auch von den beiden Städten Offenbach und Frankfurt getragen.
Kaiserleiviertel gewinnt an Attraktivität
Neben der neuen Verkehrsführung soll am Kaiserleikreisel seit vielen Jahren nach dem Willen der Stadt Offenbach ein Hochhausviertel entstehen. Mit der Entwicklung dieses neuen Stadtteils entlang Kaiserleipromenade und der Strahlenbergerstraße entsteht eine Blockrandstruktur mit Gebäuden, die sechs bis sieben Geschosse hoch sind. Neben den zurzeit im Umbau befindlichen Bürobauten sollen in den nächsten Jahren noch einige Hochhäuser hinzukommen. Der gemeinsam von Frankfurt und Offenbach erarbeitete Rahmenplan von 2013 sieht am Kaiserlei Standorte für insgesamt fünf neue Hochhäuser zwischen 75 und 110 Metern Höhe und für fünf Gebäude mit bis zu 45 Metern Höhe vor. Dabei sollen die städtischen Grundstücke, die durch den Rückbau des Kaiserleikreisels entstanden sind, teilweise als neue Hochhausstandort genutzt werden. Der Standort Kaiserlei bietet aufgrund seiner attraktiven Lage direkt am Main und der Nähe zu Frankfurt und der Europäischen Zentralbank durchaus Vorteile und könnte daher in den nächsten Jahren als Büro- oder Gewerbestandort an Bedeutung hinzugewinnen.
Bauruine der beiden Siemens Türme steht still
Derzeit werden verschiedene Immobilienprojekte im Kaiserlei neu entwickelt. Das größte und markanteste Projekt sind die ehemaligen Bürotürme der Siemens Tochter KWU-Hochhäuser, die ursprünglich bis 2022 in moderne Wohntürme unter der Bezeichnung Vitopia Campus bzw. New Frankfurt Towers umgewandelt werden sollten. Jedoch steht die Baustelle der zwei entkernten Bürohochhäuser seit Jahren still, denn der jetzige Eigentümer, die Consus Real Estate AG, ein Unternehmen innerhalb der Adler-Gruppe, plant die Gebäude an einen neuen Investor zu verkaufen. Laut Adler Group sei das Ziel weiterhin, hier, an einem der am stärksten frequentierten Verkehrsknotenpunkte im Rhein-Main-Gebiet, ein modernes urbanes Quartier mit Wohneinheiten, Büroflächen und Nutzflächen zu erreichten.
Bereits 2015 wollte ein Berliner Immobilienentwickler, die CG Gruppe, die seit Jahren leerstehenden ehemaligen KWU-Türme bis 2022 zu einem neuen Stadtviertel, dem Vitopia Campus mit 835 Wohnungen, Büros und einer Kita umbauen. Die zwei 19 bzw. 22-geschossige Bürotürme der ehemaligen Siemens Kraftwerkssparte sollten komplett entkernt und nach den Plänen von Eike Becker_Architekten aus Berlin umgebaut werden und als Wohn- und Gewerbeimmobilien mit dem Namen New Frankfurt Towers realisiert werden. Um die Hochhäuser herum sollten drei sechsgeschossige Neubauten mit Mietwohnungen entstehen und entlang der Strahlenberger Straße sollten zudem Gewerbeeinheiten entwickelt werden, darunter ein Hotel, ein Fitnesscenter mit Hallenbad, Einzelhandelsgeschäfte, Gastronomie, Büros und eine Kindertagesstätte. 2019 ging das Projekt dann an die Consus Real Estate AG, die wiederum seit 2020 zur Adler Group gehört. Dem mittlerweile stark angeschlagenen Immobilienkonzern droht jedoch die Insolvenz, nachdem die Adler Group in das Visier der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) geraten ist. Das Handelsblatt hat zudem herausgefunden, dass es bei Consus Real Estate Unstimmigkeiten bei der Abrechnung mit den am Kaiserlei beauftragten Baufirmen gab. Die Verzögerungen beim Baufortschritt führten angeblich dazu, dass Investoren abgesprungen seien. Laut Offenbach Post setze auch die Witterung dem Stahlbeton jeden Winter zu und die fertigen neuen Fassaden der beiden Türme seien seit Monaten eingelagert. Die Stadt Offenbach versucht nun, einen neuen Investor zu für das Großprojekt zu finden, der bereit sei, circa 90 Millionen Euro zu zahlen.
Weitere Neubauten am Kaiserlei
Neben dieser Bauruine gibt es im Kaiserleiviertel von Offenbach jedoch auch eine ganze Reihe Bauprojekte, die nicht stillstehen, sondern konkret auf den Weg gebracht oder schon abgeschlossen werden. Nach der erfolgreichen Wiederbelebung des Hafenquartiers, werden aktuell mehrere Revitalisierungen von Gebäuden als auch erste neue nachhaltige Projekte fertiggestellt.
Fast fertiggestellt ist eines der ersten CO₂-neutralen Bürogebäude im Rhein Main Gebiet. Das neue Bürohaus LEIQ bildet den nord-östlichen Auftakt zum neuen Kaiserlei-Quartier und ist das Bindeglied zu dem östlich anschließenden Neubaugebiet des Offenbacher Hafens. Es soll im 3. Quartal 2023 eröffnet werden und besteht aus zwei miteinander verbundenen Gebäudeteilen und über einen begrünten Innenhof. Das dänische Technologieunternehmens Danfoss zieht als Ankermieter in das sogenannte LEIQ-Büroensemble an den Nordring direkt an den Main. Das Gebäude wurde von der Hamburger HT-Group und dem Generalunternehmer Lupp entwickelt und die Architektur stammt von dem Frankfurter Büro holger meyer architektur.
Das 120 m hohe Namu-Hochhaus
Direkt am Nordring ist ein 120-Meter-Hochhaus mit Titel Namu in Planung, das schon allein aufgrund seiner unverbaubaren Lage am Eingang Offenbachs ab 2027 den Städtebau prägen wird. Es soll in unmittelbarer Nähe zum Main und dem geplanten Nordkap-Park entstehen. Auf einem Teil des 7,2 Hektar großen momentan weitgehend ungenutzten Areals unmittelbar an der Autobahn 661 plant die Walker-Gruppe dieses neue Stadtquartier Nordkap – inklusive des Namu Hochhauses im Westen des Areals. Das Berliner Architekturbüro Eike Becker hat den 124 Meter hohen Turm entworfen, der als Holzhybridkonstruktion mit besonderer Energietechnik geplant ist und dessen Name das koreanische Wort für Baum und Holz ist. Das Erdgeschoss des Namu soll über drei Gewächshäuser natürlich belichtet werden und die Terrassen im ersten Obergeschoss sollen der öffentlichen Nutzung zur Verfügung stehen und über Freitreppen zugänglich sein.
Ein weiteres Gebäude, dass ebenfalls nach Plänen von Eike Becker entsteht, befindet sich zwischen der Heynefabrik und dem zukünftigen Neubau der Hochschule für Gestaltung (HfG) an der Hafenpromenade und trägt den Namen Rockywood. Das Büro-Mikroquartier wird von dem Hamburger Projektentwickler PRIMUS developments GmbH entwickelt und besteht aus einem freigestellten Solitär an der Hafenpromenade und einem zweiten Gebäude aus Holzmodulbauweise, die beide 2023 direkt am Main fertiggestellt werden sollen. Die Grundsteinlegung fand 2022 statt, nachdem der Vorgängerbau beseitigt wurde. Der schnelle Baufortschritt ist durch die vorgefertigten Module des Holz-Bauabschnitts möglich, so dass die ersten Mieter bereits dieses Jahr dort einziehen sollen. Einer der Mieter wird der Boxclub Nordend Offenbach sein.
Eike Beckers Architektur wird den Standort prägen
Im Zuge Umbaumaßnahmen rund um den Kaiserleikreisel hat die Stadt Offenbach auch die Strahlenbergerstraße sanieren und ausbauen lassen. Mit THE STACKS entsteht bis 2024 ein weiterer Neubau im Kaiserleiviertel, der auch von Eike Becker Architekten entworfen wurde. Die DKW Deutsche Kapitalwert AG, ein Berliner Projektentwickler mit Fokus auf nachhaltige Gewerbeimmobilien, realisiert das elfgeschossige Bürogebäude mit Dachterrasse.
Das vierte Neubauprojekt im Bereich des Kaiserlei, dass nach den Plänen von Eike Becker Architekten entsteht, ist ein weiteres elfgeschossiges Bürohaus, das auf dem Nachbargrundstück von THE STACKS in der Strahlenbergerstraße 123 ab 2024 entstehen soll. Die beiden Grundstücke an der Strahlenbergerstaße sind aktuell noch mit älteren Gewerbeobjekten bebaut. Im Auftrag des Immobilien-Family-Offices Black Milan und des Immobilienentwicklers Nox Capital soll das Gebäude mit rund 30.000 qm Bruttogrundfläche realisieren werden.
Neben den Plänen für den Umbau der beiden Hochhäuser des Vitopia Campus sind es somit insgesamt fünf Projekte, die aus der Feder von Eicke Becker Architekten stammen und die zukünftig das Kaiserlei-Viertel in Offenbach prägen werden.
Auch bei dem Neubau der Hochschule für Gestaltung (HfG), der seit Jahren in Planung ist, tut sich endlich etwas. Anfang des Jahres wurden die Sieger des Architekturwettbewerbs des seit 2007 geplanten Vorhabens vorgestellt. Der erste Platz für den neuen Campus direkt am Hafen ging an das Architekturbüro Xaveer de Geyter Architects aus Brüssel gemeinsam mit Topotek 1 Architektur GmbH aus Zürich und Berlin. Mit dem Neubau der Hochschule soll eine kleine Stadt um einen grünen Campus entwickelt werden und so sollen erstmals in der Geschichte der HfG alle Disziplinen, Ateliers, Werkstätten und Labore auf einem Campus versammelt sein. Die Arbeiten sollen 2026 beginnen, wobei die Entwürfe jetzt anhand einer Machbarkeitsstudie auf ihre Umsetzbarkeit geprüft werden. Auf dem Campus sollen zukünftig rund 800 Studenten Platz finden und das Land Hessen hat für den Neubau insgesamt 140 Millionen Euro bereitgestellt.
In direkter Nachbarschaft zur neue HfG direkt am Main zwischen dem Kulturzentrum Hafen 2 und dem EVO-Kohlelager entstehen aktuell auf dem Parkplatz Nordring drei freistehenden Bürohäusern und zwei aneinander gefügten Parkhäusern mit Namen MainView nach den Plänen der Mannheimer Fischer Architekten GmbH.
Zukunft der geplanten Projekte auf der Hafeninsel
Zwei weitere große Neubauprojekte sind im Hafen Offenbachs geplant, jedoch ist der Baubeginn bei beiden unklar. So sollte ursprünglich seit Sommer 2021 ein 18-geschossige Bürohochhaus mit Namen Riverside Office Tower Wayv direkt am Hafen entstehen. Für die Planung hatten der Projektentwickler Eyemaxx Real Estate AG sowie die OPG Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft mbH, ein Unternehmen der Stadtwerke Offenbach Gruppe, 2019 einen Architekturwettbewerb durchgeführt. Der erste Preis ging an das Frankfurter Architekturbüro Meixner Schlüter Wendt. Der Wayv Tower soll flexible Büroflächen, Gastronomieflächen mit Terrassen, und eine Dachterrasse bieten und direkt am Main mit einer Fläche von 13. 700 Quadratmetern bis 2024 fertiggestellt sein.
Auf der westlichen Seite der Hafeninsel sind seit 2017 gleich drei Hochhaustürme vorgesehen, die Teil des neuen gemischten Stadtquartiers Die Macherei sein sollen. In der Nähe des ehemaligen King Kamehameha Beach Club ist geplant, dass ein Hotel- und Büroturm als höchstes Gebäude die Spitze der Insel markiert. Auf der Hafeninsel haben die ersten Arbeiten für den ebenfalls geplanten Park in den Dünen 2020 begonnen. Wann der Endausbau und die Freigabe der Grünanlage für die Öffentlichkeit erfolgen wird, ist offen.
Auch das Goethequartier am Kaiserlei ist ein Zeichen für die positive Entwicklung des Kaiserlei-Viertels. Auf einem ehemaligen Fabrikgelände ist 2020 ein modernes Wohnquartier mit 259 Wohnungen und sieben Stadtvillen nach den Plänen des Frankfurter Architekturbüros Landes & Partner entstanden.
Ebenfalls direkt am ehemaligen Kreisel wird der Deutsche Wetterdienst als Ankermieter sein Bildungszentrum von Langen ins Omega-Haus an die Strahlenbergerstraße verlagern, während die Zentrale des DWD in der Frankfurter Straße bleiben wird. Der Umzug ist für Mitte nächsten Jahres geplant, wobei der Deutsche Wetterdienst rund 6.000 qm Bürofläche der insgesamt 50.000 Quadratmeter des Omega-Komplexes mietet. Der Rundbau wird aktuell vom Eigentümer, dem österreichischen Projektentwickler Imfarr, revitalisiert. Das umfassenden Refurbishment des durch einen kreisrunden Gebäudekern charakterisierten Objekts soll im vierten Quartal 2024 fertiggestellt werden. Das Omega-Haus gilt als Wahrzeichen des Kaiserleiviertels und wurde von dem Offenbacher Architekturbüro Novotny Mähner Assoziierte entworfen und 1994 fertiggestellt.
Die Stadt Offenbach ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, und trotz allgemeiner Baukrise, Inflation und der gestiegenen Energiekosten nahmen mehrere Bauprojekte im Kaiserlei– und Hafenviertel Fahrt auf. Die Fertigstellung der langwierigen Umbaumaßnahmen des Kaiserleikreisels führen jetzt zu einer verbesserten Erreichbarkeit Offenbachs. Um diese positive Entwicklung – auch nach der erfolgreichen Wiederbelebung des Hafenquartiers- weiter voran zubringen, wäre es ein ganz wichtiges Zeichen, dass die Stadt Offenbach jetzt einen neuen Investor für den Vitopia Campus findet, um die unansehnliche riesige Bauruine am Kaiserlei nach vielen Jahren endlich zu sanieren und das Areal zu einem neuen modernen Stadtviertel umzubauen.
Insgesamt sieben Hochhäuser in unmittelbarer Mainnähe könnten in den nächsten Jahren entstehen, wenn tatsächlich alle Neubaupläne im Offenbacher Kaiserleiviertel realisierten werden und die Bauruine des Vitopia Campus fertig gestellt wird. Und so könnte das Kaiserleiviertel – entsprechend dem von der Stadt Offenbach 2016 präsentierten Masterplan Offenbach 2030 – zum neuen Unternehmens- und Dienstleistungsstandort der Region werden und die Frankfurter Skyline Richtung Osten weiterführen.
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