
Groß & Partner’s Pläne für das Union Investment Hochhaus
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- Redaktion
Nach vielen Jahren des Leerstands kommt endlich Bewegung in das ehemalige Union Investment Gebäude direkt am Mainufer, das sich in sehr prominenter Lage gegenüber des Städel Museums und neben dem mittlerweile ebenfalls leerstehenden ehemaligen InterContinental Hotel befindet. Groß & Partner hat Mäckler Architekten beauftragt, das Hochhaus zu revitalisieren. Aus dem Architekturwettbewerb für die Neubebauung für den angrenzenden Anbau ging Schmidt Ploecker Architekten als Sieger hervor.
Nach den ursprünglichen Revitalisierungsplänen der GEG German Estate Group AG sollte 2017 das ehemalige Büro-Hochhaus in der Frankfurter Wiesenhüttenstraße nach Plänen von Ole Scheeren komplett erneuert und zu einem Wohnturm umgebaut werden. Scheerens Entwurf sah vor, die verschlossene, schwere Fassade zu entfernen und den Turm bis auf seinen Kern zurückzubauen. Diese Pläne für einen neuen Wohnturm namens Riverpark Tower stießen jedoch auf Kritik, weil sich der Entwurf nicht mit dem Vorgängerbau des Brutalismus auseinandersetzte.
Die jetzt neu veröffentlichten Pläne von Mäckler Architekten für das Projekt mit Namen KAIA sehen vor, das 19-geschossige Gebäude und den dazugehörigen Atriumbau aus den 70er-Jahren als Bürogebäude zu belassen und nachhaltig zu revitalisieren. Der Baubeginn ist für 2024 geplant und die Fertigstellung wird laut Groß & Partner voraussichtlich drei Jahre dauern. Der Namen KAIA soll die besondere Lage am Untermainkai in Kombination mit „Gaia“, dem Begriff aus der griechischen Mythologie für die Personifizierung der Erde, widerspiegeln und die ressourcenschonende Revitalisierung des Gebäudes versinnbildlichen.
Paul Gehling, Leiter Konzeption & Planung, erklärt, dass Groß & Partner das 93 Meter hohe und 1977 errichtete Hochhaus 2021 erworben hat. Groß & Partner habe die ursprünglichen Pläne für den Umbau zu einem Wohnhochhaus genau analysiert. Der damit verbundene, tiefe Eingriff in die Tragstruktur hätte jedoch den kompletten Rückbau und Neuerrichtung des Gebäudekomplexes zur Folge gehabt. Weitere Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die gut erhaltene Bausubstanz in Kombination mit den fast 4,00 m hohen Geschossen gut für eine Revitalisierung eigne und sich das Gebäude durch einen vergleichsweisen kleinen Eingriff zu einem modernen Bürogebäude umgestalten lasse. Der Erhalt der im Gebäude gebundenen „Grauen Energie“ führe zu einem um 60% kleineren ökologischen Fußabdruck. Zudem sieht ein neues Energiekonzept den Einsatz von Geothermie vor, welche 60 % des Wärmebedarfs abdecken könne.
Groß & Partner hat 2022 – in Abstimmung mit der Stadt – Mäckler Architekten für die Revitalisierung beauftragt, da dessen Pläne im Vergleich zu anderen Büros aufgrund der intensiven Auseinandersetzung mit dem Bestandsgebäude überzeugten, so Paul Gehling. Die wesentlichen Gestaltungselemente wurden von dem Büro aufgenommen und weiterentwickelt, wie beispielsweise die vertikale Struktur der Fassade. Auch die Brüstungsbänder bleiben erhalten und tragen durch eine vorgehängte Photovoltaik-Fassade zum nachhaltigen Gebäudebetrieb bei. Die Treppenhäuser und Aufzüge, die sich aktuell an Gebäudeecken befinden, werden nach innen verlegt, so dass helle Eckbüros entstehen und sich große freie Flächen mit uneingeschränkten Ausblicken auf den Main und die Stadt ergeben. Durch ein abgestaffeltes Technikgeschoss wird das KAIA zukünftig die 100 Meter Marke überschreiten.
Die kupferfarbenen Fenster und der helle Naturstein geben der Fassade eine ganz neue Optik, die horizontalen Photovoltaik-Module gegliedert wird. Ähnlich dem ehemaligen Technischen Rathaus am Römer, das auch Anfang der 1970 Jahre gebaut wurde, zeichnete sich das 1977 von Albert Speer Junior entworfene Union Investment Gebäude durch die dominant Verwendung von Beton und die an der Fassade außen angebrachten Sonnenschutzelemente aus. Um die neue Fassade und die Büroräume bei Bedarf mit mehr Sonnenlicht versorgen zu können, wird der markante außenliegenden Sonnenschutz inklusive der vorgehängten Wartungsgänge zurückgebaut.
Annexbau von Schmidt Plöcker Architekten
Der noch vorhandene, aber stark in die Jahre gekommene viergeschossige Atriumbau, der sich zum Main hin an den Turm anfügt, wird komplett zurückgebaut und durch einen Neubau nach Plänen des Frankfurter Büros Schmidt Plöcker Architekten ersetzt werden. Die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs für den neuen Annexbau wurden im März im Stadtplanungsamt veröffentlicht. Der Anbau soll in Form eines Holz-Hybrid-Baus auf die vorhandene Tiefgarage aufgesetzt werden. Durch den Erhalt der Untergeschosse in Kombination der ressourcenschonenden Bauweise können auch für diesen Gebäudeteil bis zu 50 % der Emissionen einspart werden. Der viergeschossige Flachbau ist mit einem Gastronomiebereich und bodentiefen Fenstern gestaltet und öffnet sich zur Wiesenhüttenstraße hin. Zudem verbreitert sich der Annexbau nach oben hin, so dass der Blick vom Untermainkai auf die gegenüberliegende historische Villa Neher städtebaulich freier gestaltet ist und die Villa durch die Aufweitung der Wiesenhüttenstraße stärker in die Umgebung eingebunden werden kann. Die beiden Architekturbüros Mäckler Architekten und Schmidt Plöcker Architekten stimmen ihre Entwürfe aktuell miteinander ab, um eine Verbindung des Neubaus mit dem Turm durch geeignete architektonische Motive zu unterstreichen.
Laut Paul Gehling ist die Vermietung des gesamten Gebäudekomplexes an einen Großmieter durchaus denkbar, wobei aber auch eine kleinteilige Vermietung ab 400 qm möglich sein wird. Bis zur geplanten Fertigstellung 2027 ist zu hoffen, dass auch das benachbarte leerstehende InterContinental-Hotel einen neuen Besitzer erhält, so dass dieser äußerst attraktive Standort direkt am Ufer des Mains endlich wiederbelebt und städtebaulich aufgewertet wird.
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