Ginnheimer - Spargel - Fernmeldeturm - Niddapark

Comeback des Europaturms?

Der auch als Ginnheimer Spargel bezeichnete Europaturm im Stadtteil Bockenheim prägt seit Jahrzehnten die Skyline Frankfurts. In Frankfurt ist er mit knapp 338 Metern neben dem Messeturm und der Commerzbank das höchste Gebäude und gehört in Deutschland zu den höchsten Bauwerken insgesamt. Lange Zeit stellte er ein beliebtes Ausflugsziel mit Aussichtsplattform, Restaurant und Diskothek dar. Seit 1999 ist der Turm jedoch für Besucher geschlossen. In jüngster Zeit ist eine öffentliche Debatte über eine mögliche Wiedereröffnung entbrannt, die sowohl technische als auch finanzielle und politische Fragen aufwirft.

Europaturm - Bockenheim - Niddapark - Ginnheimer - Spargel
Ginnheimer - Spargel - Eingangsbereich - Bockenheim

Der Europaturm wurde zwischen 1974 und 1979 als Fernmeldeturm der Deutschen Bundespost errichtet. Verantwortlich für das architektonische Konzept waren Johannes Möhrle, Peter Metzger und Erwin Heinle. Charakteristisch für den Bau ist eine ringförmige Gleitschalung und ein sich nach oben verjüngender Betonschaft. Mit einem Kanzeldurchmesser von 59 Metern in 227 Metern Höhe verfügt der Turm über eine der größten Kanzeln weltweit und die höchste begehbare Plattform Deutschlands. Im Jahr 1978 öffnete zunächst eine Cafeteria in 222 Metern Höhe, Anfang 1979 folgten ein Drehrestaurant mit 210 Plätzen sowie später die Diskothek SkyTower, die bis 1997 betrieben wurde.

In den 1980er- und 1990er-Jahren diente der Turm nicht nur als technisches Bauwerk, sondern auch als beliebter Treffpunkt mit Konzerten und Gastronomie. 1999 wurde der Turm allerdings aus Sicherheitsgründen für Besucher geschlossen. Gründe waren verschärfte Brandschutzauflagen, hohe Betriebskosten und die zunehmende Fernsteuerung der Sendeanlagen, die eine dauerhafte Personalpräsenz überflüssig machte. Technisch blieb der Turm jedoch aktiv und wurde bis 2024 von Schindler als Testturm für Aufzüge genutzt. Im Oktober 2019 wurde der Europaturm als Symbol modernster Kommunikationstechnologie unter Denkmalschutz gestellt.

Europaturm - Bockenheim - Telekom - Eingangsbereich
Europaturm - Ginnheimer - Spargel - Niddapark - Bockenheim

Auch mit Blick auf andere Städte wächst  seit einigen Jahren das öffentliche und politische Interesse an einer Wiedereröffnung. Eine gastronomische Nutzung wird dabei grundsätzlich als teuer, aber möglich gesehen. Die zentrale Hürde ist jedoch der Brandschutz: Eine öffentliche Nutzung erfordert zwei voneinander getrennte Rettungswege sowie einen Feuerwehraufzug. Diese Maßnahmen sind mit hohen Kosten verbunden und können nicht allein von privaten Betreibern finanziert werden. Deshalb wird über ein Finanzierungsmodell diskutiert, bei dem Bund, Land und Kommune gemeinsam die Kosten tragen. Das Sanierungsvolumen würde dabei aufgrund seiner Größe und Höhe rund 49 Millionen Euro betragen.

Politisch stößt das Vorhaben auf Zustimmung. So setzte sich der damalige Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann im August 2019 öffentlich für eine Wiedereröffnung ein und verwies auf den emotionalen und identitätsstiftenden Wert des Turms für die Frankfurter Bevölkerung. Bereits im selben Jahr beschloss der Haushaltsausschuss des Bundestags die Bereitstellung von bis zu 24 Millionen Euro Fördergeldern bis 2026, was etwa 50 % der kalkulierten Gesamtkosten entspricht. Damit könnten eine neue Aussichtsplattform in etwa 238 Metern Höhe sowie Gastronomiebereiche wiederhergestellt werden. Obwohl Asbestsanierungen bereits zwischen 2006 und 2008 durchgeführt wurden, sind aufwändige bauliche Maßnahmen zur Einhaltung moderner Sicherheitsstandards erforderlich. Bis eine vollständige Wiedereröffnung realistisch ist, werden aktuell erste Pilotöffnungen für kleine Gruppen in Aussicht gestellt. Eine langfristige Nutzung hängt weiterhin von politischen Entscheidungen und verbindlichen Finanzierungszusagen ab.

Europaturm - Bockenheim - Niddapark

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