Hoch hinaus für die Stadt der Zukunft!
„Höhenquartiere“ für Frankfurt
Ein Gastbeitrag von Yannick Schwander – stellv. Fraktionsvorsitzender der CDU im Römer

Wie kann eine Stadt wachsen, wenn der Platz begrenzt ist? Ist Wachstum in der Breite überhaupt noch möglich, wenn wir an klima- und umweltschutzrelevante Punkte denken? Diese und weitere Fragen beschäftigen Stadtplanerinnen und Planer genauso wie Kommunalpolitikerinnen und Politiker. Der Wohnraumbedarf in Städten ist nach wie vor enorm. Doch längst möchten Menschen auch in Städten wohnortnah Flächen zum Verweilen, Orte zum Entspannen und Freiflächen für Natur und Grün haben.
Die Stadtentwicklung steht also immer im Zielkonflikt zwischen Wohnungsbau und dem Freihalten entsprechender Flächen. Dabei sind Gewerbe- und Industriestandorte sowie die nötige soziale und verkehrliche Infrastruktur noch gar nicht mitbenannt. Auch hierfür bedarf es immer neuer Flächen. Frankfurt ist ganz sicher ein Brennglas dieser Entwicklungen.
Der Zuzug nach Frankfurt ist ungebrochen. Auch, wenn dieser während der Hochphase der Corona-Pandemie eine leichte Delle aufwies, war dies wohl nur ein kurzzeitiges Phänomen. Mittlerweile lässt sich wieder erkennen, dass die Menschen in die Stadt strömen und das nicht nur tageweise zum Arbeiten, sondern durch den festen Willen, hier zu wohnen. Was fehlt, ist ein ausreichendes Angebot an Wohnraum für alle Menschen. Dies bedeutet sowohl preisgünstiger Wohnraum als auch Eigentumswohnungen oder Häuser. Hinzu kommt, dass die Schaffung von Infrastruktur schon lange nicht mehr Schritt halten kann mit dieser rasanten Entwicklung. Es fehlen Schulen für alle Altersklassen, es fehlen Kinderbetreuungseinrichtungen, bei Sportanlagen droht langsam aber sicher ebenfalls ein Fehlbedarf und auch Verkehrswege haben endliche Kapazitäten. Neuansiedlungen von größeren Gewerben, insbesondere von Industrieunternehmen finden kaum noch statt. Darüber hinaus benötigen Menschen auch Platz außerhalb der eigenen vier Wände. Freiflächen wie Parks oder Begegnungsstätten wie Gastronomie oder Veranstaltungsgebäude benötigen ebenfalls Fläche.
Wenn jedoch eine Stadt wie Frankfurt auf sehr engem Raum gebaut ist, sind alle Flächen endlich. Will man den Anforderungen des Klima- und Umweltschutzes Rechnung tragen, ist niemandem geholfen, wenn man am Stadtrand die letzten grünen Wiesen, die letzten landwirtschaftlichen Flächen und damit allen voran auch die wichtigen Kalt- und Frischluftentstehungsschneisen sowie Fallwindschneisen versiegelt und bebaut. Auch künftig sollen sich die Frankfurterinnen und Frankfurter in der Innenstadt bewegen können und insbesondere in den Sommermonaten nicht unter noch größerer Hitze leiden müssen als es ohnehin bereits der Fall ist. Dafür benötigen wir derlei Freiflächen am Stadtrand und daher ist es unabdingbar, dass die Stadt der Zukunft neue Wege geht und die Stadtentwicklung nicht in konventionellen Bahnen gedacht wird.
Schon heute gibt es große Projekte der Aufstockung von bestehenden Wohnhäusern. In der Platensiedlung in Ginnheim entstanden beispielsweise durch Aufstockung und Anbau von lediglich zwei Etagen 680 neue Wohnungen. Dieses Modell kann und sollte Schule machen, um möglichst schnell möglichst viele Wohnungen bauen zu können. Auch in Hochausprojekten wie FOUR Frankfurt sind Wohnungen vorgesehen, die alle Preisklassen bedienen sollen. Mehr noch, hier sollen auch Kinderbetreuungseinrichtungen und Begegnungsstätten Plätze finden, womit ein Stadtquartier ein stückweit neu gedacht wird. Anstatt eines Quartiers in der Fläche, hätte man so ein Quartier, das in die Höhe geht. Hiermit hat man richtungsweisende Wege eingeschlagen, ohne das Rad gänzlich neu erfinden zu müssen. In vielen Metropolen dieser Welt wird seit Jahren in die Höhe gebaut. Dachterrassen und Dachgärten gehören wie selbstverständlich zum Stadtbild. Fitnessstudios in „luftiger Höhe“ sind auch in Frankfurt bereits angekommen.
Doch wieso sollen nicht auch Veranstaltungsräume, ähnlich derer eines Bürgerhauses/Saalbaus über den Dächern der Stadt entstehen? Was spräche dagegen Hochhäuser konsequent mit Mischnutzungen zu versehen und so auch eine gesellschaftliche Nutzung dieses Raumangebots zu ermöglichen? In meinen Augen nichts!
In der Hamburger Hafencity kann jeder, der es möchte, einen Schulhof entdecken, der in einer Art Zwischengeschoss errichtet wurde. Mit entsprechenden Zäunen ist dieser gesichert, „schwebt“ aber förmlich über dem Boden, der somit für andere Zwecke freigehalten wurde. Eine Schule, die nicht nur im Erdgeschoss, im ersten und maximal zweiten Stock einziehen würde, sondern auch in höheren Etagen gelegen wäre und deren Zusatzräume wie Schulhof und Sporthalle unkonventionell in Zwischengeschossen, Dachterrassen oder als Sporthalle auch einmal im Souterrain untergebracht würden, könnten dabei helfen, sparsam in der Fläche, aber dennoch nicht platzsparend zu bauen.
Die somit freibleibenden Flächen könnten intensiv begrünt werden und würden kleine und größere Oasen inmitten der Großstadt darstellen. Man bekäme somit Platz für Parks, Kinderspielplätze oder auch das eine oder andere Pflanzenbeet in der Stadt.
Ich möchte hier noch gar nicht über Fassadenbegrünung, Dachbegrünung oder dergleichen mehr reden, denn diese kämen in einer so gearteten Baugestaltung wahrscheinlich nahezu automatisch an die Gebäude, wenn man ein Quartier eben quasi in die Höhe bauen würde. Die Sinne jedenfalls sind bei Bauherren durchaus geschärft für derlei Citygrün und für solche Maßnahmen im Sinne des Klima- und Umweltschutzes.
Wenn „Höhenquartiere“ dann auch noch über autarke Energieversorgung und einen Wasserkreislauf aus Brauch- und Nutzwasser verfügten, wären diese Gebäude auch modellgebend für Nachahmer in anderen Städten und würden „funktionieren“ ohne, dass „von außen“ in größerem Maße eingegriffen werden müsste. Das mag noch immer ein stückweit utopisch klingen, doch auch hierfür gibt es Beispiele in anderen Städten und Regionen, die man adaptieren könnte.
Frankfurt täte es gut, größer – ja höher – zu denken und nicht stets in konventionellen Grenzen Bebauung und Stadtentwicklung zu betreiben. Ob oder wann ein solches „Höhenquartier“ Wirklichkeit wird, liegt an den Entscheidern, Investoren und Ideengebern. Dass es bereits heute Entwicklungen in genau diese Richtung gibt, zeigen bestehende oder in der Entstehung befindliche Projekte. Darauf aufbauend, kann Frankfurt zeigen, dass man die Herausforderungen der Zukunft kreativ angehen möchte.
Zur Person: Yannick Schwander
Yannick Schwander ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU Fraktion im Frankfurter Römer. Der studierte Politikwissenschaftler ist in der Mainmetropole geboren und aufgewachsen. Als ehemaliger Fußballer und Fußballtrainer kennt er alle Ecken der Stadt und weiß daher wie wichtig eine innovative Stadtentwicklungspolitik ist. Im Römer ist er umweltpolitischer Sprecher seiner Fraktion, daher ist ihm bewusst, wie wichtig eine umweltschonende Baupolitik ist.










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