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Fassadenbegrünung an Hochhäusern

Hohe Versiegelungsraten aufgrund von innerstädtischen Nachverdichtungen haben zusehends einen negativen Effekt auf das Mikroklima in deutschen Großstädten. Die Folgen sind eine verschlechterte Luftqualität infolge erhöhter Emissionen und fehlender Grünflächen sowie teilweise extreme innerstädtische Temperaturen. In sogenannten Städtischen Wärmeinseln kann es im Sommer bis zu 10 Grad wärmer werden als im Umland. Um dieser Entwicklung gegenzusteuern, werden derzeit verschiedene stadtplanerische Maßnahmen entwickelt und angewandt. Eine davon ist die Begrünung von Gebäudedächern und neuerdings auch Gebäudefassaden. Fassadenbegrünung bietet sich vor allem an Hochhäusern an, da diese viel vertikale Fläche besitzen. Durch begrünte Dächer und Fassaden wird im Zuge der Feinstaubabsorption die Luft gereinigt, die Verdunstung der Pflanzen bewirkt eine Abkühlung der Temperatur, Verkehrslärm kann gedämpft werden und die generelle Aufenthaltsqualität steigt. Allerdings bergen Gebäudebegrünungen einige Herausforderungen: die Anbringung ist aufwendig und kostenintensiv und die Pflanzen brauchen ein komplexes Bewässerungssystem mit moderner Gebäudetechnik. Besonders aber der Brandschutz ist kompliziert. Dabei ist es wichtig, welche Pflanzenarten verwendet werden und in welchem Zustand diese sind. Das Brandverhalten der Begrünung hängt zudem von ihrem Holzanteil, der Wuchsform, der Blattmasse und des Anbringungsmaterials ab.

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Ungeklärt ist noch, welchen Effekt Fassadenbegrünungen auf die Biodiversität haben. Der Frankfurter Architekt Christoph Mäckler sieht den Trend kritisch und fordert, dass mehr Bäume am Boden gepflanzt werden müssten. Die Politik hält dagegen und möchte die „Frankfurter Skyline zur grünen Silhouette machen“. Dementsprechend soll es auch im nächsten Hochhausrahmenplan verpflichtende Vorgaben zur Begrünung von Hochhausfassaden geben.

Begrünung am EDEN Tower in Frankfurt am Main

Der aktuell noch im Bau befindliche EDEN Tower ist das erste Hochhaus in Frankfurt mit begrünter Fassade. Als Leuchtturmprojekt konzipiert, soll er ein Zeichen in Sachen nachhaltigem Wohnungsbau setzen und mögliche neue Perspektiven aufzeigen. 20 Prozent der Fassade sind begrünt, was einer Fläche von 2.000 Quadratmetern entspricht. Dabei handelt es sich um 15 verschiedene Pflanzenarten, die vor allem hinsichtlich des Brandschutzes sorgfältig ausgewählt wurden und im Falle eines Feuers lediglich glimmen würden.

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Rund um das Hochhaus sind 10 Säulen installiert, an denen begrünte, feuerfeste, 40 Kilogramm schwere Matten hängen. Diese sind mit einer Schicht aus Mineralwolle befüllt, auf der die Pflanzen dann wurzeln. Ein Tropfensystem über in der Fassade installierte Schläuche übernimmt die Bewässerung sowie die Versorgung mit nährstoffreichem Düngemittel. In den Matten gibt es Sensoren, welche die Feuchtigkeit messen und somit den Wasser- und Substrathaushalt effizient regulieren. Zweimal im Jahr sollen die Pflanzen geschnitten werden, dabei seilen sich Gärtner von einer auf dem Dach montierten Gondel an den Fassaden ab. Halten sollen die rund 195.000 Pflanzen bis zu 8 Jahre, dann müssen sie ausgetauscht werden. Neben dem klimatischen Nutzen der Begrünung stiften die Pflanzen als Trennelement der Balkone auch einen Wohlfühleffekt für die Bewohner des Gebäudes. Auch die Dachterrasse folgt dem Charakter des Hochhauses und ist mit üppigem Grün gestaltet.

„Das EDEN hat eine Vorreiterrolle für die Entwicklung grüner Fassaden in Frankfurt übernommen. Umso schöner ist es nun zu sehen, dass es verpflichtende Vorgaben zur Begrünung von Hochhausfassaden geben soll und hoffentlich noch viele weitere Gebäude wie das EDEN folgen werden. Mit dem EDEN tragen 195.000 Pflanzen zu einem verbesserten Stadtklima bei und sorgen für Wohlbefinden bei den künftigen Bewohnern. Es macht uns große Freude, dieses innovative Projekt beim Wachsen zu begleiten“

Helen Lindner (Head of Residential Development Germany beim Immobilienunternehmen JLL)

Der 98 Meter hohe Wohnturm verfügt über 27 Geschosse, die Platz für praktische 1-Zimmer Apartments bis hin zu großzügigen 5-Zimmerwohnungen bieten.  Ursprünglich von gsp Städtebau als Projekt begonnen, wird der Bau des EDEN Towers seit 2019 vom belgischen Immobilienentwickler Immobel fortgeführt. Fertigstellung ist für das Jahr 2022 geplant.

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Das Bewässerungssubstrat

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Die Pflanzenmatten

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Die im Bau befindliche Dachterrasse

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Der SKYLINE ATLAS mit Cengiz Aba von CMT Baumanagement

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Vertikale Pflanzenmatten an der Fassade des EDEN Towers

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