14 neue Hochhäuser bis 2040 – neuer Hochhausrahmenplan wurde vorgestellt
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Der neue Hochhausrahmenplan sieht Aufstockungen, eine Hochhauspromenade und den Campanile am Hauptbahnhof vor.
Die Frankfurter Skyline soll behutsam wachsen – das ist die Grundidee des neuen Hochhausentwicklungsplan, der 14 neue Gebäude über 60 Meter bis 2040 vorsieht. Der Hochhausentwicklungsplan legt fest, wo neue Hochhäuser in Frankfurt entstehen dürfen. Diesem neuen Plan müssen noch der Frankfurter Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung zustimmen, er ist aber bereits zwischen den Parteien der Koalition abgestimmt. Die planungspolitischen Sprecher der Römerkoalition, bestehend aus Grünen, SPD, FDP und Volt, nahmen an der gestrigen Pressekonferenz teil.
Der erste Hochhausentwicklungsplan dieser Art wurde 1998 aufgestellt und dies ist die dritte Auflage des Hochhausentwicklungsplans von Frankfurt, nach 2008 und 2020. Die Vorstellung des Hochhausentwicklungsplans hatte sich in den letzten Jahren mehrfach verschoben, unter anderem aufgrund der Kommunalwahl.
Der neue Entwicklungsplan ermöglicht eine Weiterentwicklung der Frankfurter Skyline und sieht die Möglichkeit von 14 zusätzlichen Hochhausprojekten vor. Dazu kommen 9 bereits vorhandene Hochhausprojekte mit Planungsrecht von 2008 und 3 Standorte ohne Planungsrecht, so dass der neue Plan 12 noch nicht realisierte Hochhäuser aus der vorherigen Fassung von 2008 übernimmt, wovon die meisten dieser Bauprojekte im Messeviertel liegen, wie beispielsweise auch der Millenium-Tower. Insgesamt könnten somit 26 neue Hochhäuser bis 2040 entstehen, wie Marcus Gwechenberger (Dezernent für Planen und Wohnen der Stadt Frankfurt am Main) gestern erläuterte. Das bedeute im Durchschnitt ein neues Hochhaus pro Jahr und sei eine stimmige Anzahl von Hochhäusern, die Aussicht auf Realisierung hätten, so Marcus Gwechenberger. Ziel sei es, die städtebauliche Entwicklung Frankfurts zu fördern und die Innenstadt zu stärken.
Eine Neuheit des Plans ist es, an vier Standorten auf den Abriss und Neubau eines Gebäudes zu verzichten und stattdessen durch Aufstockungen einerseits den Verbrauch an grauer Energie zu minimieren und andererseits Flächen effizient zu nutzen.


Homeoffice führt dazu, dass attraktive Hochhausstandorte gestärkt werden
Zudem verzeichne man einen neuen Trend, dass zentrale Hochhausstandorte wieder sehr attraktiv seien, da eine Verlagerung von Büroimmobilien vom Umland in die Innenstadt stattfinde. Aufgrund von Homeoffice werden aktuell zunehmend kleinere Büros, dafür jedoch in attraktiven Innenstadt Lagen, angemietet.
Fokus des neuen Hochhausrahmenplans ist zum einen das Gebiet im Westen um den Hauptbahnhof und die Innenstadt und zum anderen im Osten um die EZB und die Hanauer Landstraße. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen, die von dem Büro AS+P Albert Speer + Partner GmbH durchgeführt wurden, zeigen eine moderate Fortschreibung der Hochhausentwicklung in Frankfurt, welche die längerfristig absehbare Nachfrage im Hochhaussegment berücksichtigt. Eine Verdichtung der Hochhäuser kennzeichnen die Planung für das innerstädtische Cluster, während eine behutsame Integration neuer Hochhäuser am Rand des Osthafens und am Ostbahnhof im Osten angestrebt wird.
Cluster West: Verdichtung der Hochhauspromenade an der Wallanlage
Ein wesentlicher Bestandteil des neuen Hochhausrahmenplans ist die Aufstockung bereits vorhandener Hochhäuser, wie es auch in Sydney beim Quay Quarter Tower erfolgreich umgesetzt wurde. So konnte hier in Sydney bei einem vorhandenen Hochhaus von 1979 ein Großteil der Rohbaustruktur mitsamt des Gebäudekerns in einen Neubau integriert werden und die Fassade neu hinzugefügt werden.
Neu ist das Konzept, entlang der Wallanlage eine Hochhauspromenade zu entwickeln, die der geplanten Kulturmeile mit dem neuen Schauspiel und der neuen Oper entspricht. Diese soll entlang der Wallanlage und der Neuen Mainzer Straße vom Mainufer bis zur Alten Oper führen und städtebaulich weiterentwickelt werden. Ziel ist es, ein neues attraktives und öffentliches Angebot zu schaffen, das den Bürgern und auch neuen Mietern, wie beispielsweise europäischen Institutionen, zur Verfügung steht. Mehrere Gebäude sollen an dieser Stelle der Taunusanlage aufgestockt und neu entwickelt werden. Zudem sollen die Gebäude eine Öffnung zur Wallanlage erhalten und in den unteren Geschossen sind Nutzungen für die Öffentlichkeit geplant, wie zum Beispiel Kultur- und Bildungseinrichtungen, aber auch Sport und Gastronomie.
Aufstockung und umgedrehter Bleistift
An der Ecke Münchner Straße/Gallusanlage ist eine Aufstockung des Gebäudes bis zu 120 Metern vorgesehen, sofern der geplante Bau des Fernbahntunnels es zulässt. Am Jürgen-Ponto-Platz soll ein Wohngebäude von 60-90 Metern entstehen und zudem ein Hotel- oder Bürogebäude mit bis zu 170 Metern gegenüber des Englischen Theaters. Für den erst fünf Jahre alten Marienturm und das benachbarte T8 werden Aufstockungen auf bis zu 145 bzw. 210 Meter vorgeschlagen, so dass der Marienturm auf bis zu 210 Meter aufgestockt werden kann, damit er eine ähnliche Höhe hat, wie der sich im Bau befindlichen Central Business Tower auf der anderen Seite der Wallanlagen. Insgesamt könnte somit westlich der Wallanlage ein kleines neues Hochhaus-Cluster entstehen.

Ein neues spektakuläres Hochhaus in Form eines umgedrehten Bleistifts könnte zukünftig auf dem denkmalgeschützten Eckgebäude an der Ecke Neue Mainzer / Kaiserstraße (Neuer Kaiser) errichtet werden. An diesem Standort wollen die Commerzbank-Tochter Commerz Real und das New Yorker Immobilienunternehmen Tishman Speyer das historische Kaiser-Karree aufstocken. Diese erste Idee für das bis zu 195 Meter hohe ungewöhnliche Gebäude in Form eines umgedrehten Bleistifts ist im Stadtplanungsamt in Zusammenarbeit mit dem Dezernat und dem Gutachterbüro AS+P Albert Speer + Partner GmbH entstanden – wobei hier ein Wettbewerb durchgeführt werden müsste.
Auf dem bisherigen Sparkassen-Areal soll im Zusammenhang mit dem neuen Schauspielhaus ein 175 Meter hoher Turm entstehen. Und das aktuell 75 Meter hohe K26 in der Neuen Mainzer Straße kann laut dem neuen Hochhausentwicklungsplan auf 135 Meter aufgestockt werden.
Zudem ist neben dem FOUR in der Junghofstraße ein neuer Standort für ein Gebäude von bis 150 Metern mit dem Namen FIVE geplant. Ziel der Stadt ist es, im Bankenviertel ein eindeutiges Cluster mit hoher attraktiver Dichte zu schaffen, dass durch mehr Durchwegung zur Wallanlage hin, die Innenstadt mit der Wallanlage verbindet und diesen Bereich durch gemischte Nutzung mehr belebt.
Campanile am Hauptbahnhof
Als weiterer Schwerpunkt des Plans soll der bereits vorhandene Standort am Campanile südlich des Hauptbahnhofs weiterentwickelt werden. Für dieses Gebäude besteht bereits seit Jahrzehnten Planungsrecht und es soll nun weiterentwickelt werden. Der Campanile soll im engen Zusammenspiel mit Hauptbahnhof entstehen, mit einem weiteren Zugang zum Hauptbahnhof und einem neuen Querbahnsteig. 160-200 Meter Höhe sind in Planung, und zwar am jetzigen Standort des offenen Parkhauses beim Busbahnhof. Damit könnte der Campanile doppelt so hoch wie bisher geplant werden und funktional mit dem Haupt- und Busbahnhof verbunden werden. Durch den geplanten Fernbahntunnel wird der Hauptbahnhof eine noch größere Bedeutung erhalten. Jedoch steht dieser Standort noch unter dem Vorbehalt der DB-Planungen im Frankfurter Untergrund.

Cluster im Ostend: neues Gebäude an der EZB
Rund um die EZB sind vier neue Hochhäuser über 60 Meter vorgesehen. Auf dem Areal der EZB gibt es bereits Planungsrecht für ein 120 Meter Doppel-Hochhaus am Mainufer. Dieser Standort soll nun Richtung Ostbahnhof verschoben werden, auf den jetzigen Betriebshof. Ziel sei es, das Mainufer frei zu halten, wie auch die Sichtachse auf die Innenstadt.
Zudem sind im Ostend ein Wohngebäude am Anfang der Hanauer Landstraße und zwei 50-70 Meter hohe Gebäude am Osthafen mit hafen-affiner, produktiver Nutzung in den unteren fünf Geschossen und zusätzlichem Wohnen darüber vorgesehen.

Der Gebiet um die Messe wurde für diesen Hochhausentwicklungsplan nicht näher untersucht, da hier bereits Planungsrecht besteht und keine neuen Standorte geplant sind. Dort sind mehrere Hochhäuser zulässig, die bisher nicht realisiert wurden, darunter der Millennium-Tower, der mit einer Höhe von 288 Metern das höchste Gebäude der Stadt wäre.
Geplante AMLA Standorte
Bei der bevorstehenden AMLA-Ansiedlung in Frankfurt, der neuen Anti-Geldwäsche-Behörde der Europäischen Union, konnte die zentrale Frage, ob es attraktive freie Büroflächen in Frankfurt gibt, positiv beantwortet werden. Denn für den Sitz des AMLA mit bis zu 500 neuen Arbeitsplätzen sind aktuell drei Hochhäuser im Gespräch, der Tower 185, das Flow in Gateway Gardens und der Messeturm.
Vier Planungsprinzipien und energetische Standards
Marcus Gwechenberger betonte, dass dem neuen Entwicklungsplan vier Planungsprinzipien zugrunde liegen. Zum einen, sollen die vorhandenen zwei Cluster erhalten bleiben und nur punktuell ergänzt werden, um die neuen Gebäude gut in die Umgebung zu integrieren. Zudem soll der Nutzungsmix gefördert werden und die Hochhaussockel attraktiver gestaltet werden. Das zweite Prinzip sind die Gebäude, die sich in die historische Umgebung einfügen sollen und die Erdgeschosszonen durch verschiedenste Nutzungsangebote belebt werden. Dachgeschosse sollen öffentlich nutzbar gemacht werden und somit soll die Lebensqualität durch gemischt genutzte Hochhäuser gestärkt werden. Als drittes soll der öffentliche Raum mehr belebt und gestaltet werden und die Nachhaltigkeit der Gebäude soll ausgebaut werden. Zudem sollen die Hochhäuser durch das vierte Prinzip der Mobilität stärker an den ÖPNV angebunden werden und sich vermehrt um attraktive Fußwege und neu aufgeteilte Straßenräume aufteilen.
Zusätzlich ist die Nutzungsmischung ein zentraler Bestandteil des neuen Hochhausrahmenplans. So sollen öffentlichkeits-affine Einrichtungen in den oberen Stockwerken bevorzugt werden und Dachterrassen, Innenhöfe, Arkaden und Gärten für die Bürger geöffnet werden. Aber auch die Erdgeschossnutzung der Sockelgebäude soll durch kulturelle oder soziale Einrichtungen erweitert werden, wie beispielsweise jetzt schon beim FOUR. Gemischt genutzte Hochhäuser seien besser flexibel nutzbarer. Daher sollen zukünftig keine reinen Büro-, Hotel- oder Wohnhochhäuser mehr entstehen. Je nach Gebäude sollen 15 bis 30 Prozent Mischnutzung vorgeschrieben werden. Wichtig sei auch die städtebauliche Gestaltung der Wege zwischen und die Plätze vor den Hochhäusern, sowie energetische höchste Zertifizierungsstandards für die Gebäude, wie beispielsweise mindestens DGNB-Gold und KfW Effizienz 40.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des neuen Hochhausentwicklungsplans ist die Planungssicherheit für die Bauherren. Mit klaren städtebaulichen Vorgaben sollen zukünftig auch überzeugende städtebauliche Lösungen entstehen können. Um Spekulationen zu verhindern, werden Realisierungsprozesse vorgeschlagen, die durch Voruntersuchungen, Machbarkeitsstudien und frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung neue Maßstäbe setzen und den Realisierungswillen potenzieller Investoren überprüfen. In diesem Zusammenhang hat die Realisierung von Projekten in der Stadt einen klaren Vorrang vor dem Handel mit Baurechten.
Zustimmung der Römer-Koalition
Die Koalitionsmitglieder von SPD, Grüne, Volt und FDP sind mit der Fortschreibung des Hochhausentwicklungsplans zufrieden, da der neue Plan die inhaltlichen Vorgaben des Koalitionsvertrages differenziert aufnehme und versuche, Leerstand von Gebäuden zu vermeiden. Durch den Fokus auf Aufstockungen beschreibe Frankfurt innovative und nachhaltige Wege der Hochhausentwicklung, die es in Deutschland bisher noch nicht gegeben habe. Die Skyline soll mit Hilfe des neuen Plans als Wirtschaftsfaktor weiterentwickelt werden und gleichzeitig soll durch die innovative Nutzungsmischung der Hochhäuser sichergestellt werden, dass weitere Bedarfe realisiert werden und mehr Bevölkerungsgruppen Zugang zu den prägenden Gebäuden der Stadt haben werden. Statt leergefegter Viertel könnte der neue Plan zukünftig auch nach Feierabend für attraktive, belebte Quartiere sorgen.








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