Der Hauptsitz der Europäischen Zentralbank (EZB) liegt in der Frankfurter City Ost und besteht aus zwei Elementen: der ehemaligen Großmarkthalle aus dem Jahr 1928 und einem 185 Meter hohen Doppelturm, der mit einer gemeinsamen Fassade versehen wurde.
Das EZB-Hochhaus wurde im Baustil Dekonstruktivismus gebaut: Von Weitem hat man das Gefühl, dass die in aneinander lehnenden Türme eigentlich nicht stehen bleiben können. Das Hochhaus der EZB trägt den Namen Skytower und erreicht mit seiner Antenne eine Höhe von 201 Metern.
Planung des EZB-Neubaus
Die EZB schloss im Sommer 2001 einen städtebaulichen Rahmenvertrag mit der Stadt Frankfurt über die Entwicklung des Areals an der Großmarkthalle, im März 2002 folgte dann der Kaufvertrag. Im November 2002 wurde ein zweiphasiger Wettbewerb ausgelobt, bei dem insgesamt 80 Architekturbüros eingeladen wurden (70 namhafte und 10 aufstrebende Planungsbüros).
Die internationale Jury wählte aus den 71 eingereichten, anonymen Beiträgen zwölf Konzepte für die zweite Phase aus. In dieser Phase waren die Entwürfe in Gestalt und Gruppierung der Baumassen zu präzisieren. Grundlegende Änderungen am Konzept waren hier noch möglich.
Im Februar 2004 zeichnete schließlich der EZB-Rat drei Preisträger aus und lud die Teilnehmer zu einer finalen Überarbeitung auf. Im Januar 2005 fiel dann die Entscheidung für das Konzept von COOP HIMMELB(L)AU, da dieser Entwurf am besten den funktionalen und technischen Anforderungen entsprach.
Bauphase
Der EZB-Komplex wurde zwischen 2010 und 2013 errichtet und beinhaltet neben dem Hochhausturm auch die denkmalgeschützte Großmarkthalle. Die Bauarbeiten für den EZB-Neubau wurden in Gewerkepakete und -lose zusammengefasst. Auch die Ausschreibung der Bauleitung und Projektkoordinierung wurde separat vergeben. Für den Rohbau des Hochhauses wurde im Südosten des Grundstücks extra ein Betonmischwerk errichtet. Auf dem Grundstück wurden aufgrund der Grundstücksgröße während der Bauphase Baumaterialien und Fertigteile zwischengelagert.
Der EZB-Skytower ruht auf einer Kombinierten Pfahl-Platten-Gründung und hat 97 Bohrpfähle, die bis zu 37 Meter in den Untergrund reichen. Die Stahlskelettkonstruktion des Hochhauses lässt sich in zwei wesentliche Baugruppen unterteilen: die gegenseitige Aussteifung und Verbindung der beiden Hochhaustürme sowie die Stahlbauten auf den Hochhausköpfen mit den dortigen Stahlbauten und der Konstruktion des Ratssaals.
Durch die Drehung des Gebäudes und die schrägen Fassaden gestaltet sich jedes Stockwerk individuell und wurde entsprechend eingeschalt und gegossen. Die Überhänge der Fassade betragen am extremsten Punkt 12 Meter. Die Fassade am Skytower wurde durch das Architekturbüro als vertikal geneigte in einer sogenannten „hyperbolischen“ Form gestaltet.
Die verwendete Fassade beinhaltet geschlossene Kastenfenster und wurde so gestaltet, dass eine natürliche Belüftung möglich ist, wobei öffenbare Fenster nicht nach außen aus der Fassade treten.
Während der Investandsetzung der ursprünglich von Martin Elsaesser 1928 entworfenen Großmarkthalle traten unerwartete Herausforderungen an Statik und Ausführung auf, weshalb mehrfach Planungen an sich ergebende Situationen angepasst werden mussten. Zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung war die Großmarkthalle die größte stützenfreie Eisenbetonhalle der Welt. In die Großmarkthalle wurde ein modernes Eingangsbauwerk integriert, ein weit auskragendes Bauteil, in dem das Pressezentrum untergebracht ist. Die Großmarkthalle ist eines von nur fünf Gebäuden in Frankfurt, das noch einen Paternoster aufweist.
Nutzung
Die Büros im EZB-Hochhaus wurden 2014 bezogen und verfügen über Klimadecken, die die Funktionen des Heizens und Kühlens in sich vereinen. Für ein angenehmes Klima im Atrium des Büroturms sowie in der Großmarkthalle sorgt eine Fußbodenheizung. In die Bodenbeläge der Umsteigeplattformen des Atriums und der großen Freiflächen innerhalb der Großmarkthalle wurden Wasserrohre verlegt, durch die wiederum je nach Jahreszeit kaltes oder warmes Wasser strömt.
Der Büroturm verfügt insgesamt über 16 Aufzüge von thyssenkrupp Elevator: Während im Nordturm vier TWIN-Aufzugsanlagen eingebaut wurden, gibt es im kleineren Südturm drei dieser Anlagen. Die Besonderheit von TWIN-Aufzügen besteht darin, dass sich in einem Schacht zwei übereinander angeordnete, jedoch nicht miteinander verbundene Kabinen bewegen. Ergänzt werden sie jeweils durch eine normale Einzelaufzugsanlage und einen Lastenaufzug, der gleichzeitig auch als Feuerwehraufzug dient. Außerdem befinden sich im Atrium fünf weitere sogenannte Shuttle-Aufzüge, die als Express-Lifte eine Geschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde (21,6 km/h) haben.
EZB-Hochhaus und Großmarkthalle sind in Freiflächen eingebettet, die aus 25 verschiedenen Baumarten besteht und mehr als 700 Bäume umfasst. Dabei wurde die Landschaftsarchitektur in Anlehnung an englische Gärten umgesetzt und neu interpretiert.
Die EZB-Zentrale abends mit der Skyline des Bankenviertels im Hintergrund, fotografiert von einer der bekanntesten Fotolocations in Frankfurt.
Zeitlicher Ablauf
Zeit | Bezeichnung |
---|---|
2002 | Erwerb des Grundstücks |
2002-2004 | Internationaler städte- und hochbaulicher Wettbewerb |
2004-2005 | Überarbeitungsphasen |
2006-2009 | Planungsphasen |
Oktober 2007 | Einreichung Bauantrag |
13. November 2007 | Bebauungsplan Nr. 830 tritt in Kraft |
Frühjahr 2008 | Vorgezogene Bauarbeiten beginnen |
6. Mai 2008 | Erteilung der Baugenehmigung |
Frühjahr 2010 | Beginn der Hauptbaumaßnahmen |
Mai 2010 | Grundsteinlegung |
September 2012 | Richtfest |
2013 | Bauliche Fertigstellung |
2014 | Umzug in den EZB-Neubau |
Luftaufnahme der Europäischen Zentralbank bei einem Drohnenflug Frankfurt.
Wissenswertes
Das Grundstück der EZB liegt in weitem Abstand zum Frankfurter Bankenviertel, in dem die meisten anderen Banken ihren Sitz haben. Auf der anderen Seite des Mains, nur wenige Hundert Meter entfernt, liegt das Hochhaus Main Plaza. In Sichtweite befindet sich außerdem der Light Tower.
Die EZB nutzt in Frankfurt für ihre Mitarbeiter auch den Eurotower sowie das Japan Center.
Europäische Zentralbank basteln
Es gibt jetzt die Europäische Zentralbank als Bastelmodell zum Herunterladen. Das Hochhaus ist Teil der Bastelbogen-Serie Architektur mit Soße, die sich an Kinder und Erwachsene richtet. Die Umsetzung der Bastelvorlage wurde durch den SKYLINE ATLAS ermöglicht.
Neuigkeiten
Stand Februar 2021: Wie die WELT AM SONNTAG berichtet, wird das Hochhaus der EZB mit Sicherheitsfolie beklebt, um sich besser gegen Lauschangriffe und Explosionen zu schützen.
Stand März 2020: Auf dem Grundstück der EZB könne ein niedriges Hochhaus von circa 60 Metern Höhe entstehen, so ein Sprecher der Stadt Frankfurt gegenüber der Zeitung Frankfurter Neue Presse. Das Alleinstellungsmerkmal des bisherigen Turms solle mit dieser Höhenbegrenzung erhalten bleiben.
Marktgezwitscher November 2019: Die EZB platzt aus allen Nähten. Nach Angaben aus gut informierten Immobilienkreisen evaluiert die EZB einen Hochhaus-Neubau auf ihrem Grundstück im Ostend neben dem Skytower. Wir meinen dazu: Sollte dies zutreffen ist es unbedingt erforderlich, dass eine Erweiterung optisch zum bisherigen Doppelturm passt. Naheliegend wäre dann die Wahl vom Architekturbüro Coop Himmelb(l)au, das ja den ursprünglichen Gebäudekomplex entworfen hat. Die Fotoaufnahme der EZB entstand bei einem Hubschrauberrundflug Frankfurt.

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