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Der Trend geht zur Revitalisierung

Frankfurts Hochhäuser in neuem Glanz

Fast nichts ist so spektakulär und herausfordernd wie der Abriss eines Hochhauses in einer innerstädtischen Lage. Dabei müssen für verschiedenste technische Herausforderungen Lösungen gefunden werden. Kann ein sukzessiver Rückbau in der Höhe erfolgen? Ist eine Sprengung überhaupt ohne Gefahr für das Umfeld möglich? Wie erfolgt die Entsorgung der Unmengen an Schutt? Der Erhalt der bereits stehenden Hochhäuser ist also schon aus rein ökonomischen und technischen Gründen gewünscht. Ganz abgesehen von den ökologischen Aspekten.

Eine zudem unterschätzte, aber essenzielle Aufgabe von Hochhäusern in Metropolen wie Frankfurt ist ihre Strahlkraft über die Stadtgrenzen hinaus. Hochhäuser sind immer Wahrzeichen und wirken identitätsstiftend. Was wäre Frankfurt ohne den MesseTurm oder New York ohne das Empire State Building? Für Wirtschaftsmetropolen wie Frankfurt sind die Hochhäuser nicht mehr wegzudenken, längst haben auch die Bewohner der hessischen Großstadt die ikonische Skyline lieben gelernt.

Es lohnt sich also aus mehrfacher Sicht, bestehende Hochhäuser zu erhalten, zu pflegen und mit ihrer Umgebung bestmöglich zu verbinden. In jüngster Zeit ist der Erhalt und die Revitalisierung von Hochhäusern vor allem aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkleit zu einem bedeutenden Trend in der Baubranche geworden. Vor allem in Frankfurt, wie die folgenden Beispiele zeigen, ist dieser Trend deutlich zu erkennen.

MesseTurm

Kaum ein Hochhaus in Frankfurt ist so bekannt wie der MesseTurm. 1991 als damals höchster Wolkenkratzer in der EU fertiggestellt, ist er seitdem zum echten Wahrzeichen der Mainmetropole geworden. Entworfen wurde der MesseTurm vom Chicagoer Architekturbüro Helmut Jahn/Charles Murphy. Von 2016 bis 2020 erfolgte unter dem Eigentümer OfficeFirst eine umfängliche Revitalisierung, bei dem Helmut Jahn die gestalterische Leitung übernahm. Manuel Dorn, Standortpartner für Drees & Sommer Rhein/Main, fasst die Revitalisierung aus Sicht der Projektsteuerung wie folgt zusammen: „Rückblickend kann ganz klar festgestellt werden, dass die Repositionierung dem MesseTurm und seinem unmittelbaren Umfeld sehr gut getan hat. Der Turm als Gebäude insgesamt und insbesondere seine Mietflächen können durch die umfangreiche Revitalisierung modernen und zeitgemäßen Ansprüchen Rechnung tragen“. Außerdem stehe der MesseTurm nun wieder in Konkurrenz mit anderen „jüngeren“ Hochhäusern und müsse nicht mehr nur auf seine Symbolwirkung setzen, so seine Einschätzung.

Die Repositionierung wurde im laufenden Betrieb umgesetzt und erforderte eine komplexe Interimslösung. Heute präsentiert sich der MesseTurm äußerlich in seiner klassisch zeitlosen Architektur, im Inneren wurde das 257 Meter hohe Hochhaus dagegen mit modernsten Büroflächen, einer beeindruckenden Lobby und effizienter Gebäudetechnik ausgestattet.

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Global Tower

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Ein weiterer Hochhaus-Klassiker stellt der Global Tower inmitten des Frankfurter Bankenviertels dar. Als eines der ersten Hochhäuser der Mainmetropole überhaupt, diente er viele Jahre als Konzernzentrale der Commerzbank, bevor diese in den benachbarten Commerzbank-Tower umzog. Anstatt aber das 1974 im internationalen Stil erbaute Hochhaus abzureißen, wurde der Global Tower seit 2018 umfassend revitalisiert. Im Zuge der Neupositionierung hat der unter Denkmalschutz stehende Hochhaus-Klassiker raumhohe Fenster in allen Etagen sowie eine einladende moderne Lobby im Erdgeschoss erhalten. Durch die Umsetzung aktuellster Nachhaltigkeitsstandards wird außerdem eine DGNB Green Building Zertifizierung „Platin“ für das ehemalige Verwaltungsgebäude angestrebt.

Dass die Neugestaltung des ehemaligen Commerzbank-Hochhauses zum modernen Global Tower einen beeindruckenden Erfolg darstellt, zeigen die vielen Mietabschlüsse in der Premium-Immobilie. Nachdem sich Google die obersten Etagen sicherte, folgten weitere Mieter wie die internationale Anwaltskanzlei Mayer Brown oder jüngst der japanische IT-Dienstleister NTT Data. Der Global Tower ist nun annähernd vollvermietet und repräsentiert mit seinem klassischen Erscheinungsbild auch in Zukunft die Frankfurter Hochhausentwicklung an der berühmten Vierhochhaus-Kreuzung im Zentrum der Mainmetropole.

Silberturm

Auch der Silberturm gehört zu Frankfurts Skyline-Klassikern! Mit einer Höhe von 166 Metern war er sogar lange Zeit, bis zum Bau des MesseTurms, das höchste Gebäude Deutschlands. Eine Besonderheit des Hochhauses: Im 31. Geschoss gab es bis 1994 ein feuerschutzrechtlich vorgeschriebenes Wasserreservoir, welches auch als Schwimmbad genutzt wurde.

Von 2008 bis 2012 wurde der 1978 gebaute Silberturm komplett entkernt und umfassend modernisiert. Dabei konnte das unverkennbare äußere Erscheinungsbild trotz erneuerter Fassade erhalten bleiben und zugleich der Brandschutz, Energieverbrauch und die Büroflächen des Gebäudes auf den neusten Stand gebracht werden. Im Zuge der Revitalisierung wurde somit der Stromverbrauch um 30 Prozent, der Wärmebedarf um 55 Prozent und der CO2-Ausstoß um 35 Prozent reduziert. Auch eine der ersten Green-Building-Zertifizierungen für Hochhäuser wurde im Rahmen dieses Projektes durchgeführt.

„Der Silvertower hat das gesamte Projektteam mit seinem Design und der Qualität der Bausubstanz sofort begeistert“ erinnert sich Verena Kraiß, Associate Partner bei Drees & Sommer, zurück. Drees & Sommer begleitete das komplexe Bauvorhaben als Projektsteuerer und unter anderem als Zertifizierer und hatte somit maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Modernisierung des Frankfurter Wahrzeichens. „Das ikonische Hochhaus prägt mit seiner silber glänzenden Fassade und seinen runden Ecken von Beginn an die Frankfurter Skyline und somit durfte die Revitalisierung keine Veränderung des äußeren Erscheinungsbildes bedeuten. Gleichzeitig galt es aber die Fassade energetisch zu optimieren. Die vorhandenen hochwertigen Aludeckbleche wieder zu verwenden und lediglich die Dämmung und Verglasung zu erneuern war die perfekte Lösung und ein Hochhausprojekt mit einem frühen Ansatz von Cradle to Cradle“, so Verena Kraiß weiter. Statt Abriss konnte das Gebäude somit einem neuen Lebenszyklus zugeführt werden.

Heute nutzt die Deutsche Bahn mit dem konzerneigenen IT-Dienstleister DB Systel GmbH den Silberturm als Mieter.

Foto Silberturm hochauflösend - Silver Tower in Frankfurt - Wolkenkratzer der Deutsche Bahn AG - Hochhaus Nahe dem Bankenviertel - Zentrale DB Bahnhofsviertel

Auch weitere Revitalisierungen sind geplant

Der Trend zur Revitalisierung endet aber nicht bei den oben genannten Beispielen. Zuletzt verkündetet der Frankfurter Projektentwickler Groß & Partner das umfassende Modernisierungsvorhaben des ehemaligen Union Investment Hochhaus zum neuen KAIA. Auch in unmittelbarer Nachbarschaft zu Frankfurt tut sich etwas in Sachen Revitalisierung. Die einstigen Siemens-Türme sollen nach jahrelangem Stillstand zu einem großen Studierendenwohnheim umgebaut werden und somit einer neuen Nutzung zugeführt werden. Ein Umdenken, weg vom reinen Abriss hin zu einem ganzheitlicheren Ansatz hat also bereits stattgefunden. Der nächste Schritt könnte dann in Richtung Kreislaufwirtschaft gehen, auch hierzu gibt es bereits heute ansprechende Konzepte und Anwendungsbeispiele.

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